Pflanzliche Fütterung beim Hund

Die Frage nach der „besten“ oder „korrekten“ Ernährung des eigenen Hundes ist ein emotionales Thema, das mit vielen Halbwahrheiten, persönlichen Vorlieben und Idealen verbunden ist. Ob Rohfütterung, Selbstkochen, oder ein Alleinfutter- stets liegt der Wunsch zu Grunde, das Optimum an Gesundheit für den vierbeinigen Gefährten zu erzielen: Umfragen zeigen, dass die Gesundheit des Hundes bei den meisten Hundehalter:innen an oberster Stelle steht Neben dem Wohlbefinden des eigenen Vierbeiners beeinflussen bei der Auswahl zunehmend Fragestellungen wie Umweltbelastung, Nachhaltigkeit und Ethik die Entscheidung – insbesondere dann, wenn diese Werte im eigenen Lebensstil bedeutsam sind. Die Mehrheit der vegan fütternden Tierhalter:innen gibt beispielsweise an, sich aus ethischen Gründen dafür entschieden zu haben. Da die ethische Überzeugung, die eigene Lebensweise umzustellen, ebenso auf das Familienmitglied Hund erweitert wird, nimmt neben dem Anteil an vegetarisch und vegan lebenden Menschenauch
die Prozentzahl an pflanzlich ernährten Hunden stetig zu. Weiterhin sorgen auch Klima- und Umweltkrise für ein steigendes Bedürfnis nach ressourcenschonenden Proteinquellen.

Doch wie ist eine rein pflanzliche Ernährung beim Hund eigentlich aus wissenschaftlicher Sicht zu beurteilen? Welche Gründe gibt es dafür, und kann sie alle notwendigen Nährstoffe liefern?

Gründe für eine vegane Hundefütterung

Mehr und mehr Menschen, auch Hundehalter: innen, entscheiden sich für eine vegane Lebensweise: Während sich im Jahr 2015 ca. 850.000 Menschen in Deutschland als Veganer:innen identifi zierten, waren es im Jahr 2021 bereits 1,41 Millionen (+76 %). Laut Umfragen zählen Ethik, Umweltschutz und Gesundheit zu den Hauptgründen. Die Auswirkungen der Tierhaltung auf die Umwelt sind mittlerweile gut messbar: Eine Studie der Universität Oxford belegen die massiven Auswirkungen landwirtschaftlicher Tierhaltung auf die Umwelt: Die Tierhaltung benötig weltweit 83 % der nutzbaren Agrarfläche und verursacht rund 60 % der globalen Treibhausgase. Gleichzeitig liefern tierische Produkte aber nur 18 % der weltweiten Kalorien und 37 % des Proteins. Diese geringe „Ausbeute“ an Rohstoffen ist mit der stetig wachsenden Weltbevölkerung und den begrenzten Anbauflächen langfristig nicht vereinbar.

Außerdem tragen die im Tierhaltungssektor verursachten Emissionen maßgeblich zur Erderwärmung bei. Diese Aspekte führen zunehmen auch bei Hundehalter:innen zu Besorgnis, denn auch die Umweltbelastung durch den eigenen Hund ist nicht zu unterschätzen, wie eine Studie aus Berlin zeigt: Ein durchschnittlicher Hund verursacht in seinem Leben ca. so viele Treibhausgase wie 13 Hin- und Rückflüge von Berlin nach Barcelona. Den größten Anteil an diesen Emissionen hat das fleischhaltige Hundefutter, da auch hier die Auswirkungen der Tierhaltung wieder zum Tragen kommen. Die Umstellung auf ein pflanzenbasiertes Futter kann die Umweltbelastung durch den eigenen Hund also deutlich reduzieren.

Neben Umwelt und Klima spielt auch die Gesundheit bei vielen Menschen eine große Rolle bei der Entscheidung für eine vegane Ernährung. Eine zunehmende Anzahl an Studien legt gesundheitliche Vorteile einer pflanzlichen Ernährung beim Menschen nahe: Bei vegan Lebenden wurde ein deutlich niedrigeres Risiko für Typ-2-Diabetes, Übergewicht, einige maligne Tumorarten, kardiovaskuläre Erkrankungen und Osteoporose festgestellt.

Aufgrund dessen stellt sich vielen Hundehalter:innen die Frage, ob auch die Gesundheit des eigenen Hundes vom Verzicht auf tierische Produkte profitieren könnte. Ob eine pfl anzliche Ernährung beim Hund Krankheiten vorbeugen kann, ist bisher nicht untersucht. Tatsächlich können aber Hunde mit bestimmten Krankheitsbildern von einer Umstellung profitieren: Etwa 1-2 % der Hundepopulation in Deutschland leiden unter Futtermittelunverträglichkeiten , in den meisten Fällen bestehen die Allergien gegen tierisches Protein.

Da mittlerweile auch exotische tierische Eiweißquellen in Alleinfuttern und in selbstgekochten Rationen verwendet werden, fehlt für Hunde mit mehrfachen Allergien ab einem gewissen Punkt die Auswahl. Pflanzliche Proteinquellen hingegen führen statistisch gesehen selten zu Futtermittelunverträglichkeiten. Gerade bei schwerer Symptomatik wie ausgeprägtem Juckreiz oder chronischen Ohrenentzündungen schwenken daher einige Hundehalter:innen auf eine rein pflanzliche Fütterung um. Bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen wie der Inflammatory Bowel Disease (IBD; ähnlich Morbus Crohn beim Menschen) kann die Futtermittelkomponente ebenfalls eine Rolle spielen, weshalb auch hier die Vermeidung bestimmter Allergene, vor allem tierische Proteine, Linderung verschaffen kann. Auch Leishmaniosepatienten unter Allopurinol- Therapie werden vermehrt mit dem Wunsch nach einer veganen Ration in der Ernährungsberatung vorgestellt, da bei dieser Erkrankung die Reduktion der Purin-Aufnahme wichtig ist und pflanzliche Proteinquellen deutlich weniger Purin enthalten als tierische.

Der Wolf, der Hund und vegane Fütterung

Häufig wird der Wolf noch immer als Referenz für die Fütterung des eigenen Hundes herangezogen. Tatsächlich hat die Domestikation von über 15000 Jahren neben Sozialverhalten und Körperbau auch die Ernährungsphysiologie des Hundes nachhaltig beeinflusst: Im Vergleich zum Hund weist der Wolf beispielsweise einen deutlich höheren Bedarf an Eiweiß auf. Gleichzeitig ist der Hundekörper dazu in der Lage, mehr essenzielle Aminosäuren herzustellen als echte Carnivoren wie Wölfe oder Katzen. Während ein durchschnittliches Wolffutter etwa 62 % Protein enthält, werden für den Hund ca. 20 % empfohlen.

Historisch wurde der Haushund vor allem mit Speiseresten gefüttert, die vor allem sehr kohlenhydrathaltig waren. Dies führte dazu, dass der heutige Hund deutlich mehr und deutlich besser Stärke und andere Kohlenhydrate verdauen kann als der Wolf. Messbar ist dies anhand eines bestimmten Enzyms, der Amylase, das für die Stärkeverdaulichkeit zuständig ist. Während beim Wolf kaum Amylaseaktivität nachweisbar ist, ist diese beim Hund sehr stark. Aufgrund dessen wird der Haushund in Fachkreisen mittlerweile als Omnivore klassifiziert, ebenso wie z.B. Schweine oder Menschen. Offen ist, inwiefern dies Rückschlüsse auf eine rein pflanzliche Ernährung beim Hund zulässt. Dieser Fragestellung wurde mittlerweile auch in einigen Untersuchungen nachgegangen: Bei Hunden, die seit mindestens drei Monaten vegan ernährt wurden Blutwerte mit Hunden verglichen, die ein fleischhaltiges Alleinfutter bekamen. Im Vergleich zeigten sich auch bei langjährig vegan ernährten Hunden (max. 10 Jahre) keine Unterschiede zu den mit Fleisch ernährten Hunden. Erkrankungen des Harntraktes wie beispielsweise die Bildung von Struvitsteinen traten in der veganen Gruppe seltener auf.

Auch in der tierärztlichen Untersuchung vielen keine Unterschiede auf. Eine andere Studie befasste sich mit der Frage, welche Auswirkungen eine pflanzliche Fütterung auf Hunde mit einem erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf hat: Zwölf sibirische Huskys aus dem Rennsport wurden über einen Zeitraum von 16 Wochen entweder mit einem pflanzlichen, oder mit einem fleischhaltigen Alleinfutter gefüttert. Während 10 der 16 Wochen mussten alle Hunde gleichermaßen Sprintrennen absolvieren. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurden Blutproben entnommen und tierärztliche Untersuchungen durchgeführt. Alle Hunde, unabhängig von der Fütterung, wiesen über den gesamten Zeitraum einen ausgezeichneten Gesundheitsstatus und Blutparameter im Normalbereich auf. Da Blutuntersuchungen nur sehr eingeschränkt Rückschlüsse auf die Versorgung mit Nährstoffen über die Ernährung zulassen, sind Daten zur Verdaulichkeit des Futters noch wichtiger.

Bei Beageln wurden die Verdaulichkeiten verschiedener Mineralien in fleischhaltigen versus pflanzenbasierten Futtern untersucht. Die Verdaulichkeiten von Phosphor, Kupfer, Mangan, Zink und Magnesium waren bei den pflanzlich ernährten Hunden signifikant höher.


In einer weiteren Studie der Universität Hannover mit Beaglen wurde eine pflanzliche Ration mit einer tierischen verglichen: die Verdaulichkeit des Proteins lag in beiden Gruppen bei jeweils 76-80 %. Bezüglich der Schmackhaftigkeit gab es in dieser Studie von Seiten der Hunde keine Vorlieben – sowohl das fleischhaltige, als auch das pflanzliche Futter wurden gleichermaßen gut angenommen.

Im Vergleich zum Hund weist der Wolf einen deutlich höheren Bedarf an Eiweiß auf. Gleichzeitig ist der Hund in der Lage, mehr essenzielle Aminosäuren herzustellen als echte Carnivoren wie Wölfe oder Katzen.

Einschätzung

Ohne Frage ist und bleibt der Hund ein Nachfahre des Wolfes und teilt mit diesem einige Merkmale. Gleichzeitig führte die Domestikation zu einer ausgeprägten Anpassung des Hundes an den Menschen. Nicht zuletzt betrifft das die Ernährung.

Erste Studien zu pflanzlicher Fütterung beim Hund legen nahe, dass bedarsfdeckende vegane Futtermittel eine klimafreundliche und ressourcenschonende Alternative darstellen können. Gesundheitlich können vor allem Hunde mit Futtermittelunverträglichkeiten davon profitieren.

Weitere Studien zu pflanzlicher Fütterung beim Hund sind wünschenswert, insbesondere über einen längeren Zeitraum. Vor allem für Tiere mit besonderen Ansprüchen wie beispielsweise Welpen und laktierende Hündinnen fehlen aktuell Daten. Insbesondere für diese Gruppen sollten vegane Rationen nur von Fachleuten mit Erfahrung kalkuliert werden. In Anbetracht der Klimakrise, des exorbitanten Anteils der landwirtschaftlichen Tierhaltung an den globalen Emissionen und der Ressourcenknappheit müssen alternative Proteinquellen auf dem eigenen Teller und im Napf an Bedeutung gewinnen.

Pflanzliche Futtermittel können daher als Chance betrachtet werden, einen Beitrag zum notwendigen Klima- und Umweltschutz zu leisten.

Weiterhin wird die Nachfrage nach tierleidfreien Alternativen wachsen. Zur objektiven Einschätzung, ob ein veganes Futtermittel als Alleinfutter geeignet ist, können Hundehalter:innen beim jeweiligen Hersteller Analysewerte zu den Nährstoffgehalten anfragen und diese mit Tierernährungsexpert:innen besprechen. Liegen keine Analysen vor oder werden verweigert, kann eine bedarfsdeckende Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen nicht beurteilt werden. Somit ist das Futtermittel dann nicht empfehlenswert.

Dies gilt für Hersteller veganer Alleinfuttermittel gleichermaßen wie für Hersteller fleischhaltiger Produkte, denn anhand der Verpackung ist dies leider nicht beurteilbar. Mittlerweile finden sich auf dem deutsch-europäischen Markt neben fleischhaltigen Marken auch vegane Mitbewerber, die ebensolche Analysen zur Verfügung stellen und bedarsfdeckende Alleinfutter anbieten. Bei hausgekochten Rationen, egal ob diese fleischhaltig oder pflanzlich sind, ist stets eine professionelle Berechnung notwendig. Andernfalls drohen chronische Über- oder Unterversorgungen. In Zusammenarbeit mit einem/einer auf Tierernährung spezialisierten Tierärzt:in kann eine bedarfsdeckende Ration aber auch vegan gut umgesetzt werden.

Ein Artikel von Carla Steffen, Tierärztin/Veterinarian

Katze trinkt aus Wasserhahn

Tierisch heiß – Hitzetipps

Tierisch heiss – Hitzetipps

Kollbrunn, Juli 2023 Mit kleinen Kniffen Leben retten!

Die meisten unserer Heimtiere können nicht schwitzen und tragen zudem ein wärmendes Fell. Sie sind der Gefahr eines lebensbedrohlichen Hitzschlags viel eher ausgesetzt als der Mensch. Mit einigen Kniffen kann die Sommerhitze für unsere tierischen Hausgenossen erträglicher werden. Die Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz (SUST) hat die wichtigsten Tipps für Tierhalter zusammengestellt.

Hunde: Keine anstrengenden Fahrrad-Touren bei Hitze sowie keine langen Spaziergänge zur Mittagszeit. Nach Möglichkeit entlang des Wassers bewegen und zu frühen Morgen- und Abendstunden den kühlen Wald für die Gassirunde wählen. Vermeiden Sie das Gehen auf Asphalt, um die Pfoten Ihres Hundes zu schützen: Schon bei einer Lufttemperatur von 25°C kann sich der Boden auf 52°C erhitzen und die Pfoten ernsthaft verletzen. Für unvermeidbare Autofahrten mit dem Hund bietet es sich an, die Scheiben im Auto verdunkeln zu lassen (beim Fachmann oder selbst mit getönter Klebefolie). Den Hund aber niemals im Auto warten lassen: Das Auto heizt sich bereits ab 15 Grad innert weniger Minuten so stark auf und dass es zur Todesfalle für den Vierbeiner werden kann. Ebenso wichtig ist es, dem Hund stets genügend frisches Wasser bereitzustellen. Beim Baden in Seen und Gewässern auf Blaualgen achten. In erhöhter Konzentration können diese gesundheitsgefährdend für Mensch und Tier sein.

Katzen: Viele Katzen halten nichts vom Baden. Etwas Abkühlung kann man aber schaffen, indem man die Ohren der Katze aussen befeuchtet. Ebenso angenehm und kühlend ist das Streicheln mit angefeuchteten Händen für die Katze. Auch Katzen können bei direkter Sonneneinstrahlung Sonnenbrand bekommen, besonders anfällig dafür sind weisse Katzen. Daher ist es empfehlenswert, die Ohren und den Nasenbereich bei besonders empfindlichen Tieren mit einem unparfümierten Sunblocker (für Babys) einzucremen. Nassfutter verdirbt schnell: Die Gabe von kleineren Portionen zu frühen Morgen- oder Abendstunden ist empfehlenswert sowie das Aufstellen von zusätzlichen Wassernäpfen. Vorsicht: Gekippte Fenster sind tödliche Fallen für Katzen. Wer nicht auf gekippte Fenster verzichten möchte, sollte sich im Fachhandel spezielle Absperrgitter besorgen oder die Kippfensterspalte mit einem eingeklemmten Frotteetuch «entschärfen».

Kaninchen, Meerschweinchen und Co.: Auch für Nager sorgt das Befeuchten der Ohrenaussenseite für eine angenehme Abkühlung. Ausserdem ist es wichtig, für genügend Frischluft und Schatten im Auslauf zu sorgen. Das Kleintierheim nie direkt auf den Balkonboden setzen, da sich dieser stark erhitzt. Um Austrocknung zu vermeiden, sollen mehrere Trinkmöglichkeiten angeboten werden.

Vögel: Vögel dürfen nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden – ein Schattenplatz ist lebenswichtig. Trotz Hitze sollten Vögel nicht im Durchzug stehen, da Erkältungsgefahr droht. Für eine angenehme Erfrischung ein Bad zur Verfügung stellen, alternativ mögen viele auch eine Dusche aus der Sprühflasche.

Wir bedanken uns für die Bereitstellung der Tipps durch die

Suzy Utzinger Stiftung für Tierschutz.
Weisslingerstrasse 1
CH-8483 Kollbrunn
Fon: +41 (0)52 202 69 69
Fax: +41 (0)52 203 26 80
info@susyutzinger.ch
www.susyutzinger.ch

Beagle trinkt aus Wassernapf
Beagle trinkt aus Wassernapf
Übergewicht bei Hunden - tiernaturgesund

Mein Hund…zu dick?

Das kann überhaupt nicht sein. Er fühlt sich doch ganz wohl so.

Es gibt Schätzungen, dass die Hälfte aller Hunde in Deutschland zu dick ist. Ob das wirklich
stimmt, kann ich nicht beurteilen. Aber es sind sehr viele. Mir begegnen ständig Hunde, die
erkennbar moppelig sind. Lauter kleine und große Pummelchen.

Warum ist das überhaupt einen Artikel wert? Können wir es nicht einfach, wie bei uns Menschen, als Wohlfühlgewicht bezeichnen? Die Antwort ist ganz klar: Nein. Bei einem Hund ist nur das Idealgewicht ein Gewicht, mit dem er sich wohlfühlt. Alles, was ein Hund zu viel auf den Rippen hat, schränkt ihn ein und führt mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann zu Erkrankungen. Ich sage das so deutlich, weil ein Hund keine Alternativen hat, außer der medikamentösen Behandlung der Übergewichtsfolgen. Welche Möglichkeiten hat ein Hund, dem die Gelenke schmerzen oder dessen Herz unter dem Übergewicht leidet? Lesen, Stricken, Netflix schauen…das kann er alles nicht. Aber ein richtiges Hundeleben kann er so auch nicht führen.

Wodurch werden Hunde dick?

Natürlich gibt es Erkrankungen, in deren Folge Hunde an Gewicht zunehmen. Aber in den meisten Fällen liegt die Ursache in einer unangepassten Fütterung und/oder Bewegungsmangel. Auch eine Kastration führt bei vielen Hunden zu einer deutlichen Gewichtszunahme. Aber weder die Kastration noch der, vielleicht krankheitsbedingte Bewegungsmangel, sind der tatsächliche Grund für einen übergewichtigen Hund. Denn auch in diesen Fällen muss die Fütterung an die gegebene Situation angepasst werden.

Wenn uns das gelingt, ersparen wir unserem Hund Erkrankungen, die durch dauerhaftes Übergewicht entstehen können.

Falsche oder nicht bedarfsgerechte Fütterung

Was versteht man darunter? Für mich ist das eine Fütterung, die deutlich am Bedarf des Hundes vorbei geht. In diesem Fall also um die Überversorgung mit Fett oder Kohlenhydraten. Beides sind Energielieferanten, die der Hund braucht. Aber eben bedarfsgerecht.

Da wird es schon schwierig. Wie soll man den Bedarf seines Hundes einschätzen? Dafür gibt es natürlich Anhaltspunkte: Ein großer Hund braucht mehr als ein kleiner Hund. Und ein sehr aktiver Hund mit einem großen Bewegungsdrang hat einen höheren Bedarf als ein gleich großer Hund, der eher gemütlich unterwegs ist. Zumindest um die Gewichts- und Größenunterschiede mit einzubeziehen, finden wir bei den Fertigfutter -Fütterungsempfehlungen immer eine Spanne, von… bis…. Das macht es aber nicht wirklich leichter. Wo soll ich meinen Hund einordnen? Hundehalter*innen müssen also ausprobieren, mit welcher Menge ihr Hund sein Gewicht halten kann. Leider stimmen diese Angaben auch nicht immer, aber das ist ein anderes Thema.

Im Normalfall kann man aber sagen, wenn man sich an diese Empfehlungen hält, sollte das mit dem Gewicht klappen. Geht es trotzdem in die falsche Richtung und baut sich langsam ein kleines Polster auf, dann liegt es vielleicht an den vielen Zwischendurch- Häppchen.

Leckerlis und Leberwurstbrötchen

Hier versteckt sich ein großes Potential, das schlanke Hunde zu Pummelchen macht. Fast alle Hundebesitzer*innen haben Leckerlis in der Tasche, um sie als Belohnung einzusetzen. Leckerchen sind immer eine gute Unterstützung im täglichen Training. Dabei darf man aber nicht übersehen, dass 100g Leckerlis ungefähr genauso viel Kalorien haben, wie 100g Trockenfutter. Das gilt auch für die beliebten Rinderhautknochen und Schweineohren. Die meisten Hunde mögen diese Kauartikel, trotzdem sind es wahre Kalorienbomben, die man von der normalen Futtermenge abziehen muss. Ein Hund, der jeden Tag eine Handvoll Leckerlis oder einen Kauknochen bekommt, braucht definitiv weniger Futter. Ansonsten wird er schnell zu dick.

Und auch wer seinem Vierbeiner jeden Morgen ein Leberwurstbrötchen gönnt, muss dieses von der normalen Fütterung abziehen. Auch wenn es einem leid tut und der Hund mit großer  Theatralik zeigt, dass er sich ungerecht behandelt fühlt. Wir tun unseren Hunden keinen Gefallen, wenn wir ein schlechtes Gewissen haben und nachgeben. Wir sind die, die entscheiden, was unsere Hunde fressen. Deshalb sind wir auch dafür verantwortlich, wenn sie zu dick sind.

Übergewicht bei Hunden

mangelnde Bewegung

Die fehlende Bewegung ist ein ganz wichtiger Punkt bei dem Thema Übergewicht. Hunde  müssen sich bewegen. Ein Hund, der zweimal am Tag für 15 Minuten vor die Tür kommt, weil niemand Zeit für ihn hat, bewegt sich nicht genug. Bei einer normalen Fütterung wird dieser Hund dann mit Sicherheit irgendwann rundlich. In so einem Fall gibt es keine Alternative. Hier geht der Weg zum normalen Gewicht nur über ausreichende Bewegung.

Bei Hunden, die sich aufgrund ihres Alters nur noch mäßig bewegen und keine langen Spaziergänge mehr mögen, ist das natürlich etwas anderes. Hier kommen wir dann wieder zur bedarfsgerechten Fütterung. Wenn sich der Bedarf ändert, muss die Fütterung angepasst werden. Aber das gilt tatsächlich nur für alte und kranke Hunde. Alle anderen möchten sich bewegen und ein normales Hundeleben führen.

Übergewicht als Folge der Kastration

Die Kastration ist im Zusammenhang mit Übergewicht ein häufiges Thema, das aber letzten Endes auch wieder zur Bedarfsanpassung führt. Durch die Kastration ändert sich die hormonelle Situation des Hundes und der Energiebedarf sinkt. Hier muss der Energiegehalt des Futters angepasst werden, aber nicht die Futtermenge.

Welche Folgen kann Übergewicht für meinen Pummelhund haben?

Dauerhaftes Übergewicht hat bei Hunden ähnliche Folgen wie bei Menschen und führt zu den gleichen Wohlstandserkrankungen.

  • Das Risiko, an Diabetes zu erkranken steigt deutlich
  • Stoffwechselstörungen entstehen
  • Organe werden durch Fettgewebe eingeengt
  • Es entstehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Überbelastete Gelenke bereiten Schmerzen und entzünden sich
  • Übergewichtige Hunde haben eine geringere Lebenserwartung
  • Bei benötigten Operationen kann es zu Problemen mit der Narkose kommen
  • Das Immunsystem wird schlechter
  • Das Risiko, an einem Tumor zu erkranken, steigt.

Woran erkenne ich, ob mein Hund zu dick ist?

Ein Hund sollte eine leicht sichtbare Taille haben, aber keinen richtigen Knick hinter den Rippen, dann ist er zu dünn. Wenn du von oben auf deinen Hund schaust und er geht von vorne bis hinten gerade durch, dann ist er zu dick.

Die Rippen sollen sich leicht ertasten lassen. Musst du lange suchen und ordentlich drücken, bis du eine Rippe unter den Fingern hast, dann hat dien Hund zuviel auf den Rippen.

Was kann ich tun, wenn ich sicher bin, dass mein Hund etwas pummelig ist?

Du kannst einiges tun, aber bitte nicht direkt das Futter reduzieren. Als erstes sollte ausgeschlossen werden, dass es sich um eine krankhafte Ursache handelt. Wenn du dir diesbezüglich nicht sicher bist, stell deinen Hund zunächst bei deiner/deinem Tierarzt*in oder Tierheilpraktiker*in vor. Wenn sicher ist, dass das Übergewicht mit der Fütterung zusammenhängt, empfehle ich für eine Woche ein Futtertagebuch zu führen. In dieser Woche wird sehr akribisch und ehrlich, alles aufgeschrieben, was der Hund frisst. Auch die Leckerchen. Um die Tagesmenge der Leckerlis abzuschätzen, kann man einfach morgens mal eine Hand voll Leckerlis abwiegen und schauen, wie weit man  damit kommt. Eine andere Möglichkeit ist das Abwiegen der Verpackung am Anfang und am Ende der Woche. Das verschafft schon mal einen guten Überblick.

Wer jetzt schon weiß, dass die Leckerlis zu viel sind, kann sie zum Beispiel durch Gemüsewürfel ersetzen. Die meisten Hunde fressen gerne kleine Gurken- oder Apfelstückchen. Vielleicht kann man auch manchmal ganz auf Leckerlis verzichten und stattdessen mit einem kurzen Wurf-Spiel oder ähnlichem belohnen.

Jetzt nochmal zum Futter. Beim Anpassen des Futters muss u.a. geschaut werden, ob der Energiegehalt des Futters zum Bedarf des Hundes passt. Vielleicht ist hier, gerade beim Fertigfutter, ein Wechsel angebracht.

Nicht die Futtermenge, sondern den Energiegehalt verändern.

Wenn wir einfach nur weniger Menge füttern, bekommt der Hund seinen Magen nicht voll und wird immer betteln und/oder überall nach Fressbarem suchen. Außerdem sind die Nährstoffe im Fertigfutter so berechnet, dass sie nur dann ausreichen, wenn der Hund die empfohlene Futtermenge frisst. Eine dauerhafte Reduzierung der Futterration bringt deshalb auch einen dauerhaften Nährstoffmangel mit sich. Das führt dann wiederum zu neuen Baustellen.

Bei Hunden, die roh gefüttert werden, ist es wichtig, die Zusammensetzung der Fütterung zu überprüfen. Manche Fleischsorten haben einen sehr hohen Fettgehalt. Und je nachdem in welcher Menge sie in der Ration enthalten sind, können sie das Gewicht sehr beeinflussen.

Für Hunde, die sich aus Krankheitsgründen oder wegen ihres Alters nicht mehr gut bewegen können, muss der Energiegehalt des Futters angepasst werden, nicht die Futtermenge. Das lässt sich zum Beispiel erreichen, indem man einen Teil des Futters durch rohes oder gegartes Gemüse ersetzt. Aber auch hier ist es wichtig, dass die ausreichende Nährstoffversorgung erhalten bleibt. In solchen Fällen hilft dann oft ein entsprechender Futterzusatz, um einem Mangel vorzubeugen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das genaue Abwiegen der Ration. Denn auch wenn man sich jeden Tag nur ein wenig mit der Menge verschätzt, führt das auf Dauer unweigerlich zu einem Pummelchen. Und schon 10% zu viel auf der Waage reichen aus, um zu den oben angesprochenen Folgen zu führen. Wöchentlich wiegen zeigt, ob die Reise in die richtige Richtung geht. Einmal pro Woche auf die Waage reicht völlig aus. Tägliches Wiegen verunsichert nur. Wenn der Hund zu schwer ist, um ihn auf die Waage zu heben, dann der Gang zum Tierarzt*in oder Ernährungsberater* in. Die haben mit Sicherheit eine Hundewaage. Die Abnahmen sollten langsam erfolgen, ca. 1,5% vom Körpergewicht pro Woche. Also keine Radikalkur.

Zusammenfassend lässt sich sagen, in den meisten Fällen ist das Übergewicht bei Hunden auf die Fütterung zurückzuführen. Bevor der Hund „auf Diät“ gesetzt wird, sollte immer eine Rationsüberprüfung durchgeführt werden. Dabei hilft ein „ehrlich geführtes“ Futtertagebuch (Der Zeitraum von einer Woche ist hierfür ausreichend.) Nur so kann man erkennen, ob es tatsächlich an der Fütterung oder an einer hormonellen Erkrankung liegt.

Wenn der Hund trotz aller Bemühungen sein Übergewicht nicht loswird, es ist sinnvoll, sich Hilfe bei einer/einem Ernährungsberater* in für Hunde zu suchen. Manchmal ist es einfach wichtig, dass jemand die Fütterung genau überprüft und bei der Anpassung hilft. Das ist besonders dann wichtig, wenn das Übergewicht bei 20% oder mehr liegt.

Und nicht vergessen, nur mit ihrem Idealgewicht fühlen sich Hunde wirklich wohl.

Ein Artikel von Maike Sauerstein, Tierheilpraktierin

Wie erkennt man Schmerzen beim Hund - tiernaturgesund.de

Wie erkennt man Schmerzen beim Hund?

Kaltes, nasses Schmuddelwetter … manchen Hunden sieht man das Wetter direkt an. Sie laufen viel steifer und langsamer als im warmen Sommer. Der Grund, weshalb ich diesen Artikel aber überhaupt schreibe, ist die Frage vieler meiner „Rücken-Hüfte-Knie-Hunde-Patienten-Halter“: „Woran erkenne ich, ob mein Hund Schmerzen hat“?

Das ist eine sehr wichtige Frage, denn die meisten Hunde verstecken chronische Schmerzen solange, wie es ihnen möglich ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, wenn der Hund beginnt zu humpeln, geht dem oftmals schon eine längere Schmerzphase voraus.

Eine ganze Weile kann ein Hund Schmerzen kompensieren, aber irgendwann geht das nicht mehr. Oft ist das der Zeitpunkt, an dem er schon solange in Schonhaltung gelaufen ist, dass mittlerweile auch andere Gelenke in Mitleidenschaft gezogen wurden. Häufig höre ich von den Hundehaltern: „Er will seit einiger Zeit nicht mehr so gerne raus…. ich denke das liegt am Alter.“ In vielen Fällen ist das sicher auch so. Aber genauso oft mag der Hund einfach nicht laufen, weil er Schmerzen hat. Nicht nur, aber besonders häufig, sind es die älteren Hunde. Das ist nicht anders als bei uns Menschen – mit dem Alter kommen die Zipperlein.

Allerdings können wir sagen, dass uns etwas weh tut. Unsere Hunde können das nicht und sind deshalb darauf angewiesen, dass wir die Anzeichen richtig deuten. Wenn ich dann im Gespräch erkläre, auf welche Anzeichen man achten muss, höre ich sehr oft: „Stimmt, dass macht er schon länger nicht mehr“ oder „jetzt wo Sie es sagen, fällt mir auf, dass er das immer häufiger macht“.

Damit Ihr als Hundebesitzer schon frühzeitig seht, wo sich bei eurem Hund eventuell schmerzhafte Baustellen entwickeln, müsst Ihr die ersten, kleineren Anzeichen erkennen können. Deshalb möchte ich Euch in diesem Artikel Verhaltensweisen und Anhaltspunkte, die auf Schmerzen hindeuten können, aufzeigen und kurz erklären.

Verhaltensweisen, die auf Schmerzen hindeuten können:

„Mein Hund hat keinen Spaß mehr am Spielen. Er macht nur noch kurz mit und hört dann auf.“ Solch ein Verhalten wird gerne auf das Alter des Hundes geschoben und häufig ist das auch richtig. Ein 12 Jahre alter Schäferhund hat sicher nicht mehr allzu viel Interesse
am Bällchen-Spiel. Aber oft sind es deutlich jüngere Hunde, die mir mit solchen Aussagen vorgestellt werden. Und da sollte man dann als Hundehalter aufmerksam sein und schauen, ob es weiteres Anzeichen gibt.

„Bis vor ein paar Monaten ist sie immer mit aufs Sofa gekommen. Jetzt liegt sie lieber vor dem Sofa.“
Das ist im Grunde genommen genau dasselbe. Verhaltensweisen, die mit Bewegung zusammenhängen, werden plötzlich nur eingeschränkt durchgeführt oder der Hund versucht solche Situationen ganz zu vermeiden. Und nicht selten ist es tatsächlich so, dass das erstmal die einzigen Anzeichen sind, die man zu Beginn eines solchen Prozesses sieht. Jetzt seid ihr als aufmerksame Hundehalter gefragt und müsst beobachten, ob es weitere Anzeichen gibt. Ein ganz eindeutiges Zeichen für Schmerzen ist natürlich das Humpeln bzw. Laufen auf drei Beinen. Dafür braucht man auch kein geschultes Auge, das erkennt jeder direkt. Auf die Suche nach der Ursache macht man sich dann zunächst mal  am betroffenen Bein. Von der Pfote bis hoch zur Schulter oder Hüfte. Solltet Ihr die Ursache selbst feststellen können, muss häufig trotzdem eine weiterführende Behandlung durch Tierarzt oder THP erfolgen. Ein weiterer Hinweis auf Schmerzen kann zum Beispiel das Kauen oder Lecken an den Gelenken oder Pfoten sein. Das haben sicher schon viele von Euch bei ihren Hunden gesehen. Selbst wenn man es nicht direkt beobachtet, erkennt man hinterher normalerweise die nasse Pfote oder das nasse Bein. Wenn es sich dabei um ein Gelenk handelt, was sehr wahrscheinlich ist, dann überprüft, ob es warm oder geschwollen ist. Auffällig ist auch, wenn sich Euer Hund grundsätzlich auf dieselbe Seite legt. Liegt er zum Beispiel immer auf der rechten Seite, kann das einerseits bedeuten, dass er irgendwo in der linken Seite Schmerzen hat und die Seite deshalb schont. Andererseits kann es aber auch sein, dass er auf der schmerzenden Seite liegt und den Druck als angenehm und schmerzlindernd empfindet. Durch Beobachtung findet Ihr aber sehr schnell raus, welches die Problemseite ist. Manche Hunde lehnen sich immer mal wieder mit einer Seite an die Wand, um sich abzustützen und dadurch die andere Seite zu entlasten. Auch hier würde ich einen Gang zum Tierarzt oder Tierheilpraktiker empfehlen.

Sehr häufig bekomme ich auch zu hören, dass die Hunde nachts auf Wanderschaft sind. Diese nächtliche Unruhe entsteht, wie bei uns Menschen auch, zum Beispiel durch Rückenschmerzen oder Hüftprobleme. Egal wie man sich nachts im Bett dreht und wendet, nach kurzer Zeit kommen die Schmerzen wieder. Wenn es gar nicht besser wird, steht man irgendwann auf und läuft herum. Genauso geht es den Hunden auch. Wer von Euch also einen Hund hat, der nachts ständig in der Wohnung unterwegs ist oder euch nicht schlafen lässt, weil er die ganze Nacht in seinem Körbchen rumwühlt, der sollte seinen Hund unbedingt am Tag genau beobachten. Vielleicht gibt es weitere Anzeichen, die auf Schmerzen hindeuten können.

Ein weiteres, oftmals gut sichtbares Zeichen, ist der hochgezogene Rücken. Dadurch zeigen sich sowohl Schmerzen im Organbereich, als auch im Bewegungsapparat. Manchmal ist durch langandauernde Schonhaltung alles verspannt, der Hund weiß gar nicht mehr richtig wie er sich bewegen soll.

Wie könnt Ihr nun sehen, ob Euer Hund sich in einer Schonhaltung befindet?

Das ist nicht immer einfach zu erkennen. Wenn Ihr Eurem Hund nach dem Spaziergang die Pfoten sauber macht, achtet drauf, ob er sich beide Hinterbeine bereitwillig hochnehmen lässt (natürlich nacheinander ). Wenn nicht, wenn er also nur ein Bein freiwillig nach hinten gibt und ihr an dem anderen Bein deutlich mehr ziehen müsst, sollte Euch das aufmerksam machen. Das Bein, das Ihr problemlos aufnehmen könnt, ist in der Regel das geschonte Bein. Das zweite Bein gibt er Euch deshalb nicht, weil er sich angewöhnt hat, mit diesem Bein sämtliche Last aufzunehmen. Wollt Ihr Euren Eindruck überprüfen, schaut euch die bzw. vielleicht auch  nicht mehr vorhandenen Muskeln an den Oberschenkeln an. Manchmal ist mit dem bloßen Auge nicht eindeutig erkennbar, ob es durch die Schonhaltung schon zum Muskelabbau gekommen ist. Dann könnt Ihr den Umfang mit Hilfe eines einfachen Bindfadens überprüfen, mit dem Ihr an beiden Oberschenkeln jeweils an der höchsten Stelle den Umfang abmesst. Einseitiger Muskelabbau ist ein ganz deutliches Zeichen für Schonhaltung bedingt durch Schmerzen.

Natürlich kann es auch sein, dass Eure Hunde einzelne Auffälligkeiten zeigen, ohne dass ein Schmerzgeschehen dahintersteckt. Wenn sich die Anzeichen aber häufen, solltet Ihr Euren Hund auf jeden Fall diesbezüglich etwas genauer beobachten oder untersuchen lassen.

Zusätzlich sollte man immer darauf achten, ob der Hund frisst. Wer ständig Schmerzen hat, hat oftmals keinen Appetit.

Ich hoffe, ich konnte Euch einige Hilfsmittel an die Hand geben, mit denen Ihr selbst feststellen könnt, ob Euer „Rücken-Hüfte-Knie“-Hund mit seinen Einschränkungen gut zurechtkommt oder ob er Schmerzen hat. Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, empfehle ich immer den Gang zum Tierarzt oder Tierheilpraktiker. Damit Euer Hund nicht mit Schmerzen leben muss, nur weil er sich selbst nicht helfen kann. 

Ein Artikel von Maike Sauerstein, Tierheilpraktikerin.

Sodbrennen beim Hund

Sodbrennen beim Hund?

Sodbrennen beim Hund, gibt es das tatsächlich?
Zuallererst die Antwort. Ja, das gibt es sogar häufig. Viele Hunde leiden unter Sodbrennen.

Im Gegensatz zur Anatomie von uns Menschen, dockt die Speiseröhre beim Hund fast waagerecht an den Magen an. Das macht es für die Magensäure direkt viel einfacher, in die Speiseröhre zu gelangen.

Um das besser zu verstehen, gibt es hier einen kleinen Einblick in den Verdauungsapparat des Hundes. Im Grunde genommen ist es eine lange Röhre, die einmal durch den ganzen Hund geht. Das Futter wird übers Maul aufgenommen und wandert durch die komplette Röhre, um dann hinten als Häufchen wieder raus zu kommen. Auf diesem Weg werden dem Futter an verschiedenen Stationen Nährstoffe und Flüssigkeit entzogen. Der nicht benötigte Rest wird dann am Ende rausgeschmissen.

Den Anfang macht der Magen. Hier wird der Nahrungsbrei mit dem sauren Magensaft vermischt und die Protein-Verdauung beginnt.
Das Problem mit dem Sodbrennen entsteht dabei schon ziemlich weit vorne, nämlich am Übergang von der Speiseröhre in den Magen. Wenn die Klappe am Eingang des Magens nicht richtig schließt, dann kann ein Teil des Nahrungsbreis vom Magen in die Speiseröhre zurücklaufen. Die Magenwand ist gegen den hohen Säuregehalt geschützt, die Speiseröhre aber nicht.

Es ist aber genauso möglich, dass sich im Magen zu wenig Magensäure befindet, zum Beispiel durch den ständigen Einsatz von Magensäureblockern. Dann kann das Futter nur schwer verdaut werden, bleibt unter Umständen lange im Magen liegen und fängt an zu gären. Das verursacht „Aufstoßen“ und häufig auch Sodbrennen, weil mit der Luft auch Nahrungsbrei und Magensäure in die Speiseröhre kommen.
Die Folge von diesem Reflux (Rückfluss) ist ein äußerst schmerzhaftes Brennen in der Speiseröhre.

Das erste Anzeichen hierfür ist in den meisten Fällen häufiges Schmatzen. Vielen Hundebesitzern fällt es besonders nachts auf, wenn alles ruhig ist.
Viele Hunde versuchen diesen Schmerz los zu werden, in dem sie Gras fressen.

Damit haben wir auch schon die beiden häufigsten Anzeichen, bzw. die, die am ehesten auffallen:

➢ Schmatzen
➢ Gras fressen

Weitere Anzeichen, die auf Sodbrennen hindeuten können, sind:

➢ Leer schlucken
➢ Aufstoßen
➢ Starke Unruhe
➢ Würgen
➢ Erbrechen von Schleim
➢ Auffällig starkes Lecken an sich oder an der Umgebung (z.B. Körbchen, Fußboden)

Was ist nun die Ursache von Sodbrennen? Wie kann man dem Hund helfen und das schmerzhafte Problem abstellen?

Es gibt tatsächlich einige Ursachen, sie Sodbrennen auslösen können.
Besonders häufig führen aber Stress, „falsche“ Fütterung oder die Dauergabe von Medikamenten zu Sodbrennen.

Stress schlägt auf den Magen, das ist nicht nur bei Menschen so. Aber wie kann Stress Sodbrennen auslösen?

Wenn der Organismus unter Stress gerät, werden Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Diese Stresshormone sorgen dafür, dass der Körper in „Alarmbereitschaft“ ist. Das ist bei Mensch und Hund gleich. Damit genügend Energie für diesen Spannungszustand vorhanden ist, wird sie an anderer Stelle abgezogen. Zum Beispiel bei der Verdauung, die in einem solchen Zustand ja auch nicht benötigt wird. Wer hat schon Zeit, im Angesicht einer drohenden Gefahr erstmal was zu essen. Der Magen arbeitet deshalb bei Stress langsamer und der Nahrungsbrei bleibt länger im Magen. Wenn jetzt der Schließmuskel zur Speiseröhre auch nicht richtig arbeitet, dann hat das anverdaute Futter viel Zeit, zurück in die Speiseröhre zu laufen.

Stress hat ein Hund nicht nur, wenn er an der Leine ist und 50 Metern Entfernung steht ein Reh. Stressig ist es auch, wenn er den ganzen Tag alleine ist und nicht sicher weiß, ob Frauchen oder Herrchen auch wirklich zurückkommen. Stress ist auch, wenn es in einem Hunderudel unentspannt ist, zum Beispiel weil ein Hund ständig um seine Position fürchten muss.
Die Stress-Toleranz ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Aber als Besitzer eines Sodbrennen-Kandidatens sollte man alle möglichen Szenarien mal durchgehen, um der eventuellen Ursache auf die Spur zu kommen.
Nicht nur Stress, sondern auch eine unausgewogene Fütterung kann Sodbrennen hervorrufen. Bei manchen Hunden reicht es schon, wenn das Futter aus dem Kühlschrank kommt und zu kalt ist.

Oft ist aber die mangelhafte Verdaulichkeit des Futters die Ursache. Viele Futterbestandteile unseres Hundefutters sind für den Hund schwer verdaulich und der Nahrungsbrei bleibt deshalb lange im Magen. Der Magen wird dadurch stark gefüllt und es kann leicht passieren, dass ein Teil der Masse samt Magensäure in die Speiseröhre gedrückt wird.
Im Gegensatz zum Stress ist das Futter als Auslöser relativ leicht zu beeinflussen. Eine Überprüfung der gefütterten Ration durch eine/n Tier-ErnährungsberaterIn und eine anschließende Anpassung kann hier wahrscheinlich schnell Abhilfe schaffen.

Natürlich gibt es auch organische Erkrankungen, die Sodbrennen mit sich bringen können. Wenn man sich also sicher ist, dass weder Stress noch falsches Futter der Auslöser sein können, dann ist ein Gang zum Tierarzt von Nöten, um eine eventuelle organische Ursache abzuklären.

Wie kann man dem Hund nun helfen, wenn er Sodbrennen hat?

➢ Viele Hunde versuchen sich selbst zu helfen, in dem sie ganz viel Gras fressen. Lassen sie sie das auch tun, denn das nimmt den Säureschmerz. Allerdings rechnen Sie damit, dass es nach einer Weile wieder hochgewürgt wird. Auch das muss sein, denn dadurch kommt ein Teil des Futterbreis und der Magensäure wieder raus und schafft so Erleichterung.

➢ Manchmal hilft ein Stück trockenes Brot um den Magen zu beruhigen und einen Teil der Magensäure zu binden.

➢ Auch Jogurt kann kurzfristig helfen. Oder Hüttenkäse.

➢ Ulmenrinde (Slippery elm) wird in Wasser angerührt und quillt auf. Sie legt sich wie ein Schutzfilm auf die Schleimhäute von Speiseröhre und Magen. Das lindert die Beschwerden deutlich. Allerdings verhindert sie auch teilweise die Nährstoffaufnahme und eignet sich deshalb nicht zur dauerhaften Fütterung.

Auch die Wirkung von tierärztlich verordneten Medikamenten kann durch Ulmenrinde verringert werden. Das lässt sich aber durch einen zeitlichen Abstand von Medikamentengabe und Ulmenrinde verhindern.

Welche Medikamente kann man gegen Sodbrennen einsetzen?

In der Veterinärmedizin gibt es drei unterschiedliche Säurehemmer:
Die stärkste Unterdrückung bringt die Gabe von sogenannten „Protonenpumpenhemmer“. Sie drosseln die Bildung von Magensäure und fungieren als Magenschutz. (z.B. Omeprazol). Da sie eine relativ lange Wirkdauer haben, werden sie bei Hunden gerne eingesetzt.
Auf ähnliche Art und Weise funktionieren „Histamin-H2-Rezeptor-Blocker“. Auch sie reduzieren schon im Vorfeld die Bildung der Magensäure. Wirken allerdings nicht solange und auch nicht so schnell wie die Protonenpumpenhemmer. (z.B. Ranitidin)

Die letzte Gruppe der Säureblocker sind die „Antazida“. Sie werden eingesetzt, wenn das Sodbrennen nur selten auftritt und wirken direkt im Magen, in dem sie die Magensäure neutralisieren. Ihre Wirkung setzt schnell ein aber hält nicht lange an. Zu den Antazida gehören z.B. Maaloxan oder Riopan.

In manchen Fällen kommt es bei dem Einsatz von Antazida zu einer vermehrten Magensäureproduktion, da der Magen den plötzlichen Abfall des Säuregehaltes ausgleichen möchte.

Alle diese Säureblocker habe gemeinsam, dass man sie dem Hund nicht über einen längeren Zeitraum geben darf. Darin sind sich auch alle einig. Über die Nebenwirkungen allerdings nicht. Auch wenn sie als gut verträglich angepriesen werden, bekommen sehr viele Hunde Magenprobleme, häufig schon nach kurzer Anwendung.
Logischerweise wird mit der Reduzierung der Magensäure auch die Verdauungsleistung des Magen runtergefahren. Das betrifft besonders die Proteinverdauung. Auch das ist ganz wesentlicher Grund, solche Mittel nur im Notfall und so kurz wie möglich einzusetzen.
Diese Einschränkung gilt auch für Ulmenrinde und Heilerde. Sie haben zwar keine schädlichen Nebenwirkungen , reduzieren aber die Nährstoffaufnahme. Deshalb sind auch sie nur Mittel zum Zweck. Sie lassen sich sinnvoll einsetzen, um dem geplagten Hund schnell zu helfen.
Zeitgleich muss aber die Ursache gefunden und abgestellt werden! Nur so kann man verhindern, dass sich das Problem ständig verschlimmert bis hin zu Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren.


Ein Artikel von Maike Sauerstein, Tierheilpraktikerin, www.tierheilpraxis-sauerstein.de