Die artgerechte Ernährung von Meerschweinchen

Um ein Tier artgerecht zu ernähren, muss man zunächst die Ernährung im natürlichen Lebensraum betrachten. Meerschweinchen stammen ursprünglich aus Südamerika, aus den Anden, und ernähren sich dort von der heimischen Vegetation mit Gräsern und Kräutern. Als Herbivoren ernähren sie sich ausschließlich von pflanzlicher Kost. Bei Haustieren, die nicht in ihrem natürlichen Lebensraum leben, muss man die entsprechende Ernährung „nachbauen“. Bei Hund und Katze versucht man das Beutetier nachzubauen. Bei der Ernährung von Meerschweinchen wird die Vegetation von Gräsern und Kräutern hauptsächlich über Heu und Saftfutter abgedeckt. Da Heu einen geringeren Wasseranteil als Gräser hat wird zusätzlich Saftfutter gefüttert.

Das Gebiss

Am Gebiss der jeweiligen Tierart erkennt man die artgerechte Ernährung. Meerschweinchen haben scharfe Schneidezähne zum Abschneiden des Grases und Mahlzähne zum Zerkleinern und fein Zermahlen der Nahrung. Die Zähne wachsen lebenslang, pro Woche ca. 1,5 mm. Da die Zähne permanent nachwachsen, müssen sich die Zähne abnutzen. Das funktioniert ausschließlich durch grobe Fasersubstanz wie Heu oder Gras und eine lange Kauzeit. Durch eine unregelmäßige Abnutzung der Zähne können Zahnfehlstellungen entstehen, die sehr schmerzhaft sind. Diese können z.B. durch fehlende Gegenspielerzähne oder Fütterung mit handelsüblichen Fertigfutter zustande kommen und müssen vom Tierarzt meist in Narkose korrigiert werden. Meerschweinchen sind zudem anfällig für Zahnabszesse, was auch aufgrund der Fehlbelastung beim Kauen zustande kommen kann. Sollten bei einem Meerschweinchen trotz artgerechter Fütterung unregelmäßige Abnutzung von Zähnen auffallen, sollte eine osteopathische Behandlung überdacht werden.

Magen und Darm

Der Magen hat eine schwache Muskulatur. Deshalb können Meerschweinchen nicht erbrechen. Die faserreiche Nahrung wird vor allem im Blinddarm durch Fermentation aufgeschlossen. Um die Vitamine und die Darmflora optimal zu nutzen fressen Meerschweinchen ihren Kot. Sollte der Kot nicht gefressen werden muss man die Ernährung überprüfen. Durch die Fütterung mit Getreide, das meist Hauptbestandteil von Fertigfutter ist, verschiebt sich die Darmflora. Dadurch wird der Kot liegen gelassen. Zudem nutzen sich wie oben schon beschrieben die Zähne nicht richtig ab was zu schmerzhaften Zahnfehlstellungen führen kann. Jede Futterumstellung muss langsam angegangen werden. Neue Nahrungsbestandteile sollten immer langsam eingeschlichen werden, damit sich der Darm darauf einstellen kann. Durch die geringe Darmperistaltik müssen Meerschweinchen permanent nachfressen um den Nahrungsbrei durch den Magen-Darmtrakt zu bewegen. Das bedeutet, dass immer Heu zur freien Verfügung stehen muss. Sollte ein Meerschweinchen gar nicht oder nur zögerlich fressen, ist das ein Notfall und muss sofort behandelt werden. Durch das gar nicht oder zu wenig Nachfressen kann die Magen-Darmpassage zum Erliegen kommen. Die Gründe für nicht fressen sind vielfältig. Das können Schmerzen, Zahnprobleme, Stress oder Krankheit sein. Häufig müssen Meerschweinchen dann mit Heubrei zwangsgefüttert werden. Es gibt verschiedene Sorten von Heubrei. Die Geschmäcker sind unterschiedlich. Deshalb empfiehlt es sich verschiedene Sorten auszuprobieren. Idealerweise frisst das Tier den Heubrei selbst aus einem Schälchen. Falls nicht, muss zwangsgefüttert „gepäppelt“ werden.

Kalzium in der Nahrung

Es sollte darauf geachtet werden möglichst wenig stark kalziumhaltige Nahrungsbestandteile zu füttern. Da die Kalziumaufnahme über den Darm nicht begrenzt wird, wird das überschüssige Kalzium über die Nieren ausgeschieden, was zu Blasengrieß und Blasensteinen führen kann. Zu den stark kalziumhaltigen Nahrungsmitteln gehören unter anderem:
Kräuterheu, Luzerneheu, Broccoli, Blattspinat, Rucola, getrocknete Kräuter.
Nagersteine bestehen hauptsächlich aus Kalzium und sollten deshalb nicht verwendet werden. Der Zahnabrieb wird dadurch nicht gefördert.

Mythos hartes Brot

Es hält sich zudem hartnäckig der Mythos Meerschweinchen benötigen trockenes Brot für die Zähne. Trockenes Brot ist für Meerschweinchen völlig ungeeignet. Das Getreide verschiebt die Darmflora und die Zähne werden dadurch nicht abgenutzt.

Vitamin C

Vitamin C muss durch die Nahrung aufgenommen werden, da es Meerschweinchen nicht selbst herstellen können. Folgende Nahrungsmittel enthalten einen hohen Vitamin C-Anteil: Gelbe Paprika, Petersilie, Broccoli, Fenchel

Die Meerschweinchennahrung besteht aus folgenden Bestandteilen:

Heu: Heu sind getrocknete Gräser und Kräuter.
Heu sollte immer von guter Qualität, gut duftend, grün und schimmelfrei sein. Bedenken Sie nochmals, dass Meerschweinchen nicht erbrechen können. Dadurch können sie schlechte, bereits aufgenommene Nahrung nicht schnell ausscheiden. Diese muss durch den gesamten Magen-Darmtrakt wandern! Beim Meerschweinchen dauert die Magen-Darm-Passage bis zu 5 Tagen. Somit dauert es sehr lange, bis schlechte Nahrung vom Körper wieder ausgeschieden wird.
Die Struktur des Heus geht von ganz groben Stängeln bis zu sehr feinem, kräutrigem Heu. Unterschieden wird auch nach 1. oder 2. Schnitt. Auch hier haben Meerschweinchen unterschiedliche Geschmäcker. Manche lieben „Hausmannskost“ mit groben Stängeln und andere sind absolute Feinschmecker und lieben das feine kräutrige Heu. Am besten ist es sich mit den Heubauern in Verbindung zu setzen und sich beraten zu lassen.
Heu muss den Meerschweinchen immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Sehr gutes Heu bekommt man von Heubauern, die dieses im Internet anbieten. Jeder Heubauer hat aufgrund der Beschaffenheit des Bodens und der Zusammenstellung der Wiese verschiedenes Heu. Es gibt beispielsweise:
Timothyheu: besteht aus Wiesenlieschgras mit einem hohen Rohfaseranteil und gröberen Stängeln
Wiesenheu: besteht aus Süßgräsern und Kräutern. Die Zusammenstellung variiert je nach Lage der Wiese
Bergwiesenheu: besteht aus Gräsern, Blumen und Kräutern. Die Zusammenstellung variiert je nach Wiese.
Kräuterheu: hier ist der Kräuteranteil sehr hoch und somit auch der Kalziumanteil
Luzerneheu: Luzerne ist eine Kleeart. Der Kalziumanteil ist sehr hoch.
Saftfutter: Als Saftfutter eignen sich z.B. folgende Bestandteile:
Salate: Kopfsalat, Chicoree, Eisbergsalat, Karottengrün, Feldsalat, Rucola,
Gemüse: Salatgurke, gelbe und rote Paprika, Fenchel, Tomate; in kleiner Menge: Blumenkohl, Brokkoli, Pastinake, Rote Beete, Kohlrabi.
Kohlrabi, Blumenkohl und Brokkoli langsam einschleichen, da diese blähend wirken.
Saftfutter sollte 2 mal täglich gefüttert werden. Es sollte nicht zu viel sein, dass sich die Meerschweinchen nicht überfressen oder dass Saftfutter liegen bleibt. Liegen gebliebenes sollte aus dem Gehege entfernt werden.

Zweige und Äste
Es können frische oder getrocknete Ästchen von z.B. Apfelbaum, Birnbaum und vom Haselnussstrauch angeboten werden. Meerschweinchen nagen gerne an den Ästen und fressen die Blätter. Die Zweige und Äste können bei den Heubauern bestellt werden.

Ernährung beim Meerschweinchen - tiernaturgesund

Nahrungsumstellung beim Meerschweinchen

Meerschweinchen besitzen wie oben schon erwähnt einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt. Um diesen gesund zu halten sollte nur artgerechte Nahrung gefüttert werden. Jede Umstellung in der Nahrung muss langsam angegangen werden, um den Magen-Darmtrakt die Möglichkeit zu geben sich darauf einzustellen. Neue Nahrungsbestandteile sollten langsam angefüttert werden. Kohlsorten wie Brokkoli dürfen nur sparsam gefüttert werden, da diese blähen können. Bitte hier unbedingt ganz langsam einschleichen. Meerschweinchen benötigen in der Nahrung keine Abwechslung. Es sollte möglichst kontinuierlich gefüttert werden. Wenn Meerschweinchen im Sommer auf die Wiese kommen, muss auch hier ganz langsam begonnen werden, damit sich der Magen-Darmtrakt auf das Gras einstellen kann. Auch bei einer Zufütterung mit Heubrei muss bedacht werden, dass es sich hierbei um eine Futterumstellung handelt. Heubrei hat zu großem Anteil Getreide als Bestandteil. Nachdem eine Heubreifütterung im Notfall erfolgt, kann dieser nicht eingeschlichen werden. Lassen Sie sich von Ihrem Tierheilpraktiker beraten wie Sie das Tier unterstützen können.

Heubrei

Heubrei wird im Notfall gefüttert, sollte das Meerschweinchen aufgrund von Krankheit, Schmerzen oder anderen Gründen die Nahrung verweigern. Heubrei gibt es von verschiedenen Herstellern mit verschiedenen Inhaltsstoffen. Da der Geschmack variiert, sollten Sie ausprobieren, welchen Heubrei ihre Meerschweinchen am liebsten mögen. Heubrei kann man auch selbst mit einem Mixer herstellen. Da Heu aber sehr schwierig zum Kleinhäckseln ist, kann er nicht so fein gehäckselt werden wie industriell hergestellter Heubrei. Somit passt er nicht oder nur schlecht durch eine Futterspritze. Da industrieller Heubrei viel Getreide und teilweise Soja enthält ist selbst hergestellter Heubrei oder industrieller, der hauptsächlich Heu enthält zu bevorzugen. Auch die Fütterung von industriellem Heubrei ist eine Futterumstellung, die im Notfall aber nicht vermieden werden kann.

Wiese selbst pflücken

Wiese kann man auch selbst pflücken und füttern. Dabei sind ein paar Dinge zu beachten. Es dürfen nur Wiesenbestandteile gefüttert werden, die für Meerschweinchen verträglich sind, also keine Giftpflanzen. Hier sollte man sich gut auskennen. Auch sollte man keine von Hundekot verunreinigte Wiese pflücken. Bitte nur frisches Gras füttern. Sollte es zu welken beginnen muss es entsorgt werden.

Fazit

Die artgerechte Ernährung von Meerschweinchen ist im Grunde sehr einfach. Sie stellt einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt bei der Gesunderhaltung dar. Wichtig ist die Kenntnis über die Tierart und die Besonderheiten. Ungesunde Leckerlis benötigen Meerschweinchen nicht, sie freuen sich auch über ein gesundes Leckerli, wie ein Salatblatt, was laut quietschend kommentiert wird.

Ein Artikel von Eva Buhmann, Tierheilpraktikerin & Tierkommunikatorin

Eva Buhmann ist Tierheilpraktikerin. Mit ihrer mobilen Tierheilpraxis AnimalCura ist sie im Großraum München tätig. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Ernährung und verschiedenen naturheilkundlichen Methoden, vor allem der Homöopathie. Neben der Ausbildung zur Tierheilpraktikerin hat Frau Buhmann Ausbildungen zur Tierkommunikatorin, Klangtherapeutin und zur Auraleserin absolviert. All diese Fähigkeiten vereint sie zu einem ganzheitlichen Konzept.

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