Winter ist die Zeit, in der unsere Tiere mehr schlafen. Das ist normal, schließlich sind auch die Tage kürzer. Doch wie viel Schlaf brauchen Hund, Katze oder Pferd eigentlich? Und woran merkt man, wenn etwas nicht passt?
Die Katze hat sich auf dem Sofa zusammengerollt und steht nur auf, wenn sie Hunger hat, ins Katzenklo geht oder ihre fünf Spinner-Minuten hat. Sie will weder vor die Tür, noch fordert sie wie sonst ein Jagdspiel von Ihnen. Ist das noch normal, fragen Sie sich? Ja, das ist es. Wenn sie an schönen, sonnigen Tagen weiter ins Freie will, wenn Sie, sobald die Tage länger werden auch wieder mehr Lust auf Interaktion mit Menschen oder tierischen Mitbewohnern hat, dann muss man sich erst einmal keine großen Gedanken machen.
Der heilige Schlaf der Katze
Studien zeigten: Mehr als die Hälfte der Katzen schläft zwischen 12 und 18 Stunden pro Tag. Fast die Hälfte, nämlich 40 Prozent schläft sogar länger. Sie haben, wie auch Hunde, ein so genanntes polyphasisches Schlafmuster, das bedeutet, dass sie zwischen ihren aktiveren Phasen mehrmals pro Tag ein Nickerchen machen. Die Nickerchen der Katze dauern im Durchschnitt 78 Minuten. Wie viele Nickerchen das sind, kann davon abhängen, wie viel REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) sie abbekommen.
Ähnlich wie der Mensch durchlaufen auch unsere Tiere verschiedene Schlafstadien. Bei Katzen gibt es sowohl den NREM-Schlaf (Non-Rapid Eye Movement) als auch den REM-Schlaf. Jeder Katzenhalter kennt es und auch Studien zeigten, dass Katzen oft eine Phase der Wachsamkeit und Aktivität erleben, bevor sie schläfrig werden und dann in den NREM-Schlaf fallen. Dieses letzte Hochspulen, ähnlich wie bei kleinen Kindern, die in völliger Erschöpfung noch einmal richtig aufdrehen, laut werden und herumrennen, ist oft schon ein Zeichen für Müdigkeit. Katzen können dann auch aggressiv werden. Es kann helfen, ihnen zu signalisieren, dass sie sich zur Ruhe begeben können oder ihnen einen Raum zu öffnen, in dem sie schnell in den Schlaf finden.
Während dieser NREM-Phase schläft die Katze in der Regel nicht sehr tief und ist jederzeit bereit, aufzuwachen. Wird sie nach dem NREM-Schlaf wieder wach, durchläuft sie den Zyklus von Wachheit, Schläfrigkeit und NREM-Schlaf oft einige Male, bis sie irgendwann vom NREM- in den REM-Schlaf übergeht. Während des REM-Schlafs bewegen sich – auch bei Hund, Pferd oder Mensch – oft die Augen hinter den geschlossenen Augenlidern.
Bei Katzen können sich die Augen sowohl horizontal als auch vertikal bewegen. Jeder Katzenhalter hat seine Katze schon einmal im REM-Schlaf erlebt. Das Träumen zeigt sich dann auch in zuckenden Pfötchen oder einem Peitschen des Schwanzes und auch Töne wie ein Fauchen oder Zischen können zu hören sein. Man sollte die Tiere, auch die Hunde, nicht aufwecken, wenn sie deutlich erkennbar träumen. Wenn etwa der Hund im Traum knurrt, eine Bürste bekommt oder wild mit den Pfoten rudert, wird er fälschlicherweise oft aufgeweckt, weil man denkt, er hätte nun einen Albtraum. Träume sind aber höchstwahrscheinlich nicht nur für uns zur Verarbeitung von Erlebtem extrem wichtig. Außerdem wird vermutet, dass nicht nur bei uns die Traumschlafphasen an der Regeneration im Schlaf entscheidend beteiligt sind.
Unterschiede gibt es beim Schlafrhythmus von Katzen. Der ist anders als bei Menschen und bei Hunden. Zwar haben alle einen zirkadianen Rhythmus, also eine innere biologische Uhr, die den Schlaf-Wach-Rhythmus über die 24 Stunden eines Tages steuert, sie ist aber bei Katzen anders gelagert – sie sind dämmerungsaktiv.
Ihre beiden natürlichen Aktivitätsspitzen sind am frühen Morgen vor Sonnenaufgang und am Abend bei Sonnenuntergang. Da diese das Jahr über um mehrere Stunden variieren, also zu sehr unterschiedlichen Zeiten stattfinden und entsprechend auch die Zahl der Tag- und Nachtstunden sich ändert, verändert sich auch der Schlaf der Tiere, nicht nur der von Katzen.
Was den Schlaf von Katzen stört, hat häufig andere Ursachen als etwa bei Hunden oder Pferden. So kann ihre Natur als Dämmerungsjäger sie unruhig machen, wenn alle andern Bewohner noch selig schlummern. Und Katzen kommen vor allem dann nicht zum tiefen erholsamen Schlafen, wenn andere Katzen, Haustiere oder wir sie daran hindern. Ansonsten sind sie Weltmeister sowohl im Powernapping als auch im Dauerpennen.
Schlafentzug als gesundheitliche Gefahr
Obwohl Schlaf für Menschen und Tiere lebenswichtig ist, und man inzwischen auch viel darüber weiß, sind längst nicht alle Mechanismen, Funktionen und Zusammenhänge geklärt. Dass Schlaf ein Zustand der äußeren Ruhe ist, in dem sich Puls, Atemfrequenz und Blutdruck vom Wachzustand unterscheiden und sich auch die Gehirnaktivität verändert ist klar. Und schon sehr lange ist bekannt, wie gefährlich und zerstörerisch Schlafentzug ist. Nicht zuletzt ist er eine seit Jahrtausenden weltweit verbreitete Foltermethode. Ein Experiment aus dem Jahre 1894 an Hundewelpen, die permanent wach gehalten wurden, hatte zur Folge, dass die Tiere nach wenigen Tagen starben. Der komplette Schlafentzug hatte zu ausgeprägten Gehirnschäden geführt. Ähnlich grausame Experimente wurden tatsächlich 100 Jahre später erneut gemacht, als etwa italienische Forscher erwachsene Hunde durch ständiges Laufen wachhielten: Die Tiere starben nach neun bis 17 Tagen – übrigens unabhängig von der Futteraufnahme. Auch bei diesen Hunden wurden degenerative Prozesse im zentralen Nervensystem nachgewiesen.
Nicht zu schlafen ist also tödlich – wie gefährlich zu wenig Schlaf genau ist, weiß man allerdings nicht. Man weiß nur, dass viele Faktoren das Schlafbedürfnis und den Schlafbedarf mit bestimmen – auch bei Tieren: Neben der Jahreszeit und dem Alter erhöhen Krankheiten und Stress das Schlafbedürfnis. Gleichzeitig mindern sie aber oft die Möglichkeit, gut zur Ruhe zu kommen und ausreichend lange und tief zu schlafen. Auch dies gilt für unsere Tiere ebenso wie für uns selbst. Zudem beeinflussen noch weitere Biorhythmen den Schlaf: Der Aktivitätszyklus und der Nahrungsaufnahme- und Trinkrhythmus des jeweiligen Tieres haben einen Einfluss auf die Menge und die Qualität des Schlafes. Außerdem hat jeder Körper seinen individuellen Biorhythmus, der im nahelegt, wann Schlaf erwünscht, förderlich, notwendig oder unabdingbar ist – beim Menschen sind das zum Beispiel die bis spät abends aktiven Eulen und die früh am Morgen bereits fitten Lerchen.
Wie die innere Uhr tickt
Hundebesitzer merken oft sehr deutlich, wie die innere Uhr ihres vierbeinigen Partners tickt, wenn sie nicht jeden Tag zur selben Uhrzeit Gassi gehen oder in die Hundeschule können: Die biologische Uhr beeinflusst im Körper des Hundes – wie bei uns auch – den Blutdruck, die Körpertemperatur und den Hormonhaushalt. Und wie bei uns Menschen gibt es auch bei Hunden Lerchen und Eulen: Vierbeiner, die zu unterschiedlichen Tageszeiten wach und aktiv sind. Hunde haben normalerweise Aktivitätsspitzen am Vormittag und frühen Abend. Auch wenn sich Hunde unterschiedlich stark an dieses typische Muster halten, gibt es nur wenige erwachsene Hunde, die völlig von diesem normalen Zeitplan abweichen. Was auch daran liegen kann, dass sie mit uns leben und wir eben einen bestimmten zirkadianen Rhythmus – also ein übliches Wach-Schlaf-Schema – verfolgen. Denn Welpen werden nicht mit einem zirkadianen Rhythmus geboren, und es dauert Monate, bis sie das für ihre Art typische Muster entwickeln. Ihre aktiven Zeiten sind nicht so vorhersehbar wie die von erwachsenen Hunden. Hundebesitzer, die aufgrund ihrer Arbeit normalerweise sehr spät nachts ins Bett gehen und am Vormittag lange schlafen, erleben, dass ihre Hunde sich diesem zirkadianen Rhythmus meist problemlos anpassen können.
Von freilebenden Pferden weiß man, dass sie zwar ein festes Grundmuster ihrer Aktivität haben, dieses jedoch auch zügig an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Im Frühjahr zeigen die Pferde eine reduzierte Aktivität und grasen stattdessen intensiv, um sich das im Winter verbrauchte Fett wieder anzufressen. Im Sommer verlagern die Tiere ihre Aktivitäten in die Nacht, um Insekten auszuweichen.
Fressen und Schlafen
Auch bei Hunden und Katzen bestimmen Fresszeiten maßgeblich den Schlaf-Wach-Rhythmus und das Schlafbedürfnis mit. Unsere Tiere folgen meist dem Spruch: Nach dem Essen sollst du ruh’n. Allerdings spielt hier auch eine Rolle, wie die Fütterung generell gehandhabt wird. An Pferden wird das besonders deutlich: Ein Pferd, das den ganzen Tag auf der Koppel grast, kann man nicht mit einem Pferd vergleichen, das nach dem Tag auf dem Sand-Paddock hungrig seine Hauptportion Heu verdrückt hat. Das erste Pferd kann man von der Wiese holen und reiten, ohne die alte Regel, nach dem Füttern mindestens eine oder sogar zwei Stunden mit dem Reiten zu warten. Das zweite Pferd sollte man vor dem Reiten unbedingt fressen lassen und – falls man etwas anderes vorhat als leichte Bewegung, etwa einen einstündigen Ausritt, sollte man die Pause nach dem Fressen unbedingt beachten. Einem Pferd, das man eben von der 24-Stunden-Raufe aus dem Offenstall geholt hat, etwas Fresspause beim Putzen und Satteln zu geben, reicht in der Regel aus. Umgekehrt sollte man ein Pferd, von dem man weiß, dass es vorher eine längere Fresspause hatte, erst eine halbe Stunde fressen lassen, als es mit leerem Magen zu reiten.
Bei Hunden ist es im Prinzip ähnlich: Ein voller Bauch macht müde und das macht physiologisch Sinn. Denn bei Hunden wird der Magen durch flexible Bänder in der vorgesehenen Position gehalten, was vor allem bei größeren Rassen eine Magendrehung ermöglicht, wenn sich der Hund nach dem Fressen viel und heftig bewegt. Gegen einen ruhigen Spaziergang zum Lösen spricht natürlich nichts. Wenn man den Hund zur großen Gassirunde des Tages aus einer Ruhe- oder Schlafphase holt, dann sollte man das ebenfalls langsam angehen. Indem man ihm Zeit lässt, dass der Organismus wieder „hochfährt“ kommen nicht nur Sehnen, Bänder und Gelenke wieder in – gut durchblutete, aufgewärmte – Höchstform, sondern auch der Kreislauf, was gerade bei älteren Hunden wichtig ist.
Entspannung unter Stress
Nicht nur nach dem Fressen, auch nach einer körperlichen Anstrengung kommen unsere Tiere normalerweise zur Ruhe. Allerdings nur, wenn sie sich wohlfühlen. Passt etwas nicht – kann auch die Ruhe nicht einkehren. Bei Hunden und Pferden kann das eine Überforderung beim Training ebenso sein wie Stress mit den Artgenossen oder der Haltung. Stress und der Schlaf-Wach-Rhythmus sind über den Vagusnerv gekoppelt, wie man inzwischen über zahlreiche Studien weiß. Der Vagusnerv ist wichtiger Teil des Parasympathikus. Dieser dient der Erholung und dem Aufbau. Er verlangsamt die Atmung und den Herzschlag, senkt den Blutdruck, womit er den Körper entspannt und Blut zu den inneren Organen lenkt und damit die Verdauung aktiviert. Bei Stress funktioniert dieses Zusammenspiel nicht mehr und die Tiere kommen nicht mehr zur Ruhe oder erholen sich im Schlaf nicht adäquat. Grundsätzlich unterscheidet man chronischen oder akuten Stress. Beim Hund kann chronischer Stress durch die Umwelt (Leinenzwang, Hundebegegnungen, Verkehr) ebenso entstehen wie durch den Halter (Trainingsfehler, Überforderung, Unterforderung, Einsamkeit) oder körperliche Einschränkungen (Atemwegsprobleme etwa durch Kurznasigkeit – auch oder besonders im Schlaf, Gelenkprobleme durch Überzüchtung oder Übergewicht). Eine gewisse Zeit funktioniert der Organismus auch unter Stress und mit weniger Schlaf, doch irgendwann werden die Tiere krank. Mangelnde Regeneration durch zu wenig erholsamen Schlaf ist nicht leicht zu erkennen.
Gähnen als Symptom für Müdigkeit
Der Hund, die Katze und das Pferd gähnen genau wie viele andere Tiere und auch wir. Und wie bei uns ist Gähnen ein Zeichen für Müdigkeit – aber eben nicht nur. Es kann Symptom für Verlegenheit ebenso sein wie Anzeichen für Magengeschwüre oder Leberprobleme oder ein Zeichen von Entspannung. Es kommt ganz auf den Zusammenhang an. Grundsätzlich ist Gähnen allen Säugetieren eigen. Es gibt viele Untersuchungen an verschiedenen Tierarten, geforscht wurde aber am meisten am Menschen. Mit dem Ergebnis, dass man auch bei uns immer noch nicht exakt weiß, warum und wie wir gähnen. Dennoch hat man einiges übers Gähnen bei Tieren herausgefunden: Sie öffnen den Unterkiefer, dehnen eine Vielzahl von Gesichtsmuskeln und kneifen wie wir Menschen dabei die Augen oder auch nicht. Und auch bei Tieren ist Gähnen keine schnelle und kurze Antwort auf einen einfachen Reiz und von daher kein Reflex im eigentlichen Sinn. Soweit die Ähnlichkeiten. Hunde gähnen häufig zum Beschwichtigen. Macht ein Hund dies öfter oder immer in bestimmten Momenten, sollte man sich fragen, ob er in der jeweiligen Situation Stress hat.
Um festzustellen, ob ein Tier nun durch Gähnen Stress abbaut, wach wird oder anzeigt, dass es müde oder krank ist, erfährt man, indem man den jeweiligen Kontext beachtet. Gähnt ein Pferd immer, wenn sein Weidekumpel vom Reiten zurückkommt und schiebt dabei den Unterkiefer hin und her, deutet viel auf Loslassen der inneren Spannung hin. Tritt das Gähnen auf, nachdem man einen langen, entspannten Ausritt hinter sich gebracht hat und begibt sich das Pferd nach dem Wälzen in die Sonne zum Dösen, wobei es ein- zweimal gähnt ist wohl eher kein Stress zu vermuten. Anders, wenn das Pferd beim Fressen gähnt. Bei Hunden kann stressbedingtes Gähnen beispielsweise auftreten, wenn sie erkennen, dass der Mensch geht und sie alleine bleiben müssen.
Wichtig ist nicht nur, in welcher Situation das Gähnen erfolgt, sondern auch wie oft und auf welche Art.
Bei Affen zeigten Versuche, dass ein Gähnen aus emotionaler Spannung oder zum Stressabbau mit offenen Augen erfolgt. Auch diesen Aspekt kann man bei unseren Haustieren in die Beobachtung mit einbeziehen. Es kann helfen, sich dies eine Weile zu notieren, um sich ein Bild zu machen.
Wie (tief) schläft das Tier?
Wie tief – und damit auch wie erholsam – das Tier schläft, stellt sich auch bei unseren Hunden und Katzen oft erst heraus, wenn sie wieder wach werden. Dann weiß man erstens häufig wie lange sie geschlafen haben und kann zudem über die Art des Wachwerdens Rückschlüsse ziehen. Je länger die Schlafphase und je ausgiebiger und länger das Wachwerde-Ritual aus Blinzeln, Gähnen, Strecken und Dehnen umso größer die Wahrscheinlichkeit für eine Phase mit tiefem Schlaf. Weitere Hinweise können bei Hunden und Katzen die (zumeist temperaturabhängigen) unterschiedlichen Schlafpositionen – von völlig ausgestreckter über teilweise bis zu komplett eingerollter Seit- und Bauchlage bis zur Rückenlage geben. Zwar sind diese auch sehr typabhängig aber im Rahmen der individuellen Unterschiede dennoch nützlich.
Pferde können übrigens auf drei verschiedene Arten ausruhen: Dösen, Schlummern und Tiefschlaf. Alle drei Varianten können im Stehen stattfinden. Immer wieder hört man, erwachsene Pferde würden sich zum Schlafen nicht hinlegen oder nur Fohlen schliefen in der Seitenlage. Beides ist falsch. In die Seitenlage begeben sich tatsächlich nicht alle Pferde und die, die es machen tun es auch nicht täglich. Die Seitenlage ist beim Pferd meist kurz, was auch körperliche Gründe hat. Denn das große Gewicht des Pferdes drückt am dann meisten auf die Lungen. Deswegen ändert sich hier auch die Atmung: So wird beim Ausatmen in Seitenlage die Luft quasi einen Moment angehalten, indem der Kehlkopf sich einige Sekunden verschließt. Solche Dinge können auch bei größeren und älteren Hunden Probleme machen, die sich etwa aufgrund von Arthrose nicht mehr in jeder Position schlafen legen können.
Symptome für Schlafmangel
Leider ist Schlafmangel nicht an einigen klar definierten Symptomen zu erkennen, sondern es ist dafür oft Detektivarbeit nötig. Viele Tierbesitzer kommen erst auf Schlafmangel wenn ihre Lieblinge krank werden. Das liegt unter anderem daran, dass Schlafmangel auch ein Symptom bestimmter Erkrankungen sein kann. Als Symptom kann Schlafmangel aber auch in der Ursachen-Kette verschwinden und deshalb keine Beachtung finden. Wenn etwa ein älterer Hund in seinem Körbchen nicht mehr genügend Schlaf findet, weil es dort zu kalt ist oder die Unterlage zu hart für ihn ist, wird man vielleicht aufgrund nächtlicher Unruhe an Demenz denken und die Schlafstörung als Symptom werten und nicht als die Ursache der Verwirrtheit.
Bei Pferden sind erste Folgen von zu wenig Erholung durch regenerativen Schlaf oft Stolpern oder Widersetzlichkeiten beim Reiten. Viele Pferde werden auch ängstlicher und schreckhafter. Letzteres gilt auch für Hunde und Katzen. Vielfach wird man über Verhaltensänderungen – bei Katzen beispielsweise Unsauberkeit – auf den Stress als Auslöser kommen. Katzen und besonders Hunde können auch aggressives Verhalten zeigen, wenn sie nicht mehr in für sie nötiger Weise Schlaf finden. Auch die Aufmerksamkeit in Trainingssituationen kann bei Schlafmangel leiden. Am auffälligsten ist oft, wenn früher vorhandene Probleme körperlicher oder psychischer Art plötzlich wieder auftauchen, obwohl man sie für „bereinigt“ hielt. Das können Hauterkrankungen oder Atemwegsprobleme sein, und eine abtrainierte Leinenaggression kann ebenfalls wiederkommen. Auch veränderter Appetit – mehr oder weniger – oder eine Abweichung bei der üblichen Verdauung (Kotwasser, Durchfall, Verstopfung) sowie eine verstärkte Anfälligkeit gegenüber Parasiten können auftreten.
Schlaf ist sehr individuell
Erschwerend kommt hinzu, dass Hunde und Katzen zwar bis zu 20 Stunden am Tag schlafen, es aber auch nur gut die Hälfte sein kann, ohne dass es krankhaft wäre. Es gibt hier große individuelle Unterschiede. Generell gilt: Ältere Tiere brauchen mehr Schlaf. Oft merkt man das Älterwerden als erstes daran, dass die Tiere viel mehr schlafen. Neben dem Schlafbedürfnis ändern sich im Alter häufig auch die Anforderungen von Hund und Katze an ihren Schlafplatz. Häufig wollen die Tiere mehr für sich sein. Wenn die Beweglichkeit eingeschränkt ist, kann es sein, dass Katzen erhöhte Schlafplätze nicht mehr gut erreichen. Auch Hunden kann der Weg aufs gewohnte Sofa oder der Einstieg in ein Körbchen mit hohem Rand schwerfallen oder sogar unmöglich werden – vor allem bei kleinen Rassen. Oft taucht auch ein größeres Wärmebedürfnis auf, das die Tiere möglicherweise nicht mehr so gut zur Ruhe kommen lässt. Jeder Hund und jede Katze brauchen ein ausreichend großes Körbchen, auf dem sie weich und warm/kühl genug schlafen. Der Standort muss Sicherheit vermitteln und das Tier zur Ruhe kommen lassen. Für ältere Tiere muss das Bett gut erreichbar sein und zudem so groß, dass das Tier sich gut umdrehen und andere Schlafpositionen einnehmen kann. Es kann notwendig sein, einem älteren Tier mindestens einen zweiten Schlafplatz zur freien Auswahl anzubieten.
Bei älteren Pferden ist es wichtig, zu überprüfen, ob sie sich überhaupt noch hinlegen. Hinweise, ob und wie das Pferd liegt geben gibt in der Regel die Einstreu oder Mist in Fell und Langhaar und heute immer öfter auch moderne Stalltechnik. Was alte Pferde am Hinlegen hindert ist in der Box häufig die Angst, nicht mehr hochzukommen. Rutschende Einstreu über Beton kann diese Angst verstärken. Im Offenstall ist es oft Unruhe in der Herde, die ältere Pferde am hinteren Ende der Rangordnung nicht ausreichend erholsamen Schlaf finden lässt.
Therapieansätze und Denkanstöße
Jeder Organismus braucht ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen Anregung und Erholung. Das heißt, dass auch ausreichend Bewegung und Beschäftigung für einen gesunden Schlaf wichtig sind. Wer nur noch herumliegt und nichts tut, der wird auch nicht gut schlafen. Vor allem bei Hunden, reinen Wohnungskatzen und Pferden in Boxenhaltung ist ans Alter angepasste Auslastung durch uns Menschen wichtig. Offenstallpferde und Freigänger-Katzen haben selber mehr Möglichkeiten, sich Bewegung zu verschaffen.
Ziel aller Maßnahmen, um den Tieren mehr und besseren Schlaf zu ermöglichen – egal ob (naturheilkundliche) Therapien, Umstellungen im Tagesablauf oder Verbesserungen der Umstände – sollte es sein, das Gleichgewicht für den jeweiligen Organismus und seine aktuellen Bedürfnisse an An- und Entspannung wieder herzustellen. Ob dafür ein neues oder ein weiteres Körbchen angeschafft wird, ob der Hauptspaziergang auf den Morgen verlegt oder am Alleinbleiben trainiert wird, ob Bach-Blüten, Aromatherapie, Akupunktur oder Homöopathie zum Einsatz kommen, das hängt ganz von den Ursachen und Begleitumständen ab. Bei uns Menschen haben Studien gezeigt, dass bereits ein Schlafdefizit von nur einer Stunde ausreicht, um tagsüber müde zu werden oder Fehler beim Arbeiten zu machen.
Ein Artikel von Claudia Götz
Die Diplom-Journalistin ist als Sachbuchautorin, Redakteurin und Texterin tätig und arbeitet als ganzheitliche Therapeutin (mit Matrix-Rhythmus-Therapie, Osteopathie, Akupunktur und Homöopathie) vor allem für Pferde und Hunde.
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