Ein Wort, das sich schon unangenehm anhört, oder? Was versteckt sich dahinter? Als Gastritis bezeichnet man eine Entzündung der Magenschleimhaut.
Eine Magenschleimhautentzündung ist eine Erkrankung, an der nicht nur Menschen, sondern auch sehr häufig Hunde oder Katzen leiden. Die Symptome einer Gastritis sind vielfältig aber leider auch sehr unspezifisch. Das heißt, sie passen zunächst auch in viele andere Krankheitsbilder. Wenn man sich aber etwas näher damit befasst, dann lässt sich einiges ausschließen, so dass am Ende nur noch die Diagnose „Gastritis“ übrigbleibt.
Bei einer Gastritis produzieren die Magenzellen mehr Magensäure als benötigt wird. Hierdurch kann es zu Schädigungen am Gewebe kommen. Normalerweise wird die empfindliche Magenschleimhaut vor der aggressiven Säure geschützt ist, weil von weiteren Magenzellen ein Schleim abgegeben wird, der sich wie ein Schutzfilm über die Magenschleimhaut legt. So kann das Futter im Magen verdaut werden, ohne dass der Magen dabei selbst von der aggressiven Magensäure angegriffen wird.
Wenn sich zu viel Magensäure im Magen befindet, die eigentlich arbeitslos ist, kann das zum Problem werden. Denn, wenn kein Futter zum Verdauen da ist, beginnt die Magensäure, das anzugreifen, was sie vorfindet. Als erstes hat darunter die empfindliche Magenschleimhaut zu leiden. Es kommt zunächst zu oberflächlichen Entzündungen. Je nach Auslöser und Dauer der Erkrankung kann es im Laufe der Zeit aber auch zu tieferen Entzündungen kommen. Im schlimmsten Fall können Magengeschwüre oder Magenkrebs entstehen. Zu solch schwerwiegenden Folgen kommt es dann, wenn die Symptome und Probleme über lange Zeit unbeachtet bleiben.
Warum es überhaupt zu einer Überproduktion von Magensäure kommt, kann leider nicht in jedem Fall geklärt werden. Es gibt aber einige Hauptverursacher dieser Erkrankung, auf die ich noch näher eingehen werde.
Wie bei den Menschen unterscheiden wir bei unseren Haustieren auch zwei Formen: die akute und die chronische Gastritis.
Woran erkenne ich eine akute Gastritis?
Die Symptome sind tatsächlich sehr unspezifisch und werden häufig zu Beginn falsch eingeordnet:
• Appetitlosigkeit
• Übelkeit
• Erbrechen
• Gras fressen
• Schmatzen, Schlecken, Gähnen
• Matt, schläft viel
• Schmerzen im Bauchraum
Erkennst du deinen Hund/deine Katze in einigen dieser Symptome wieder? Und hast du vielleicht auch schon länger das Gefühl, dass es deinem Tier nicht gut geht? Dann solltest Du auf jeden Fall eine/n Tierheilpraktiker*in oder Tierarzt*in aufsuchen. Denn eine Gastritis kann eine sehr schmerzhafte Angelegenheit sein.
Gerade bei Katzen sind die unspezifischen Symptome oft sehr schwer zu erkennen. Dagegen kannst du Schmerzen im Bauchraum bei deiner Katze gut erkennen, wenn du sie hochhebst. Sie zeigen bei Schmerzen oft sehr deutliches Abwehrverhalten.
Grundsätzlich kann man sagen, eine leichte Gastritis lässt sich kaum erkennen.
Die Hauptauslöser sind bei Hunden und Katzen ähnlich wie bei Menschen:
• falsche Ernährung
• Dauerhafter Stress
• Medikamente
Wann ist ein Futter „falsch“?
Dann, wenn es von deinem Tier nicht vertragen wird. Das bedeutet aber nicht, dass es von keinem Hund/keiner Katze vertragen wird. Es ist gut möglich, dass der Hund deiner Nachbarn wunderbar mit dem Futter zurechtkommt. Aber für dein Tier ist es nicht das richtige Futter.
Ein Problem kann zum Beispiel ein hoher Anteil von schwerverdaulichen Proteinen im Futter sein. Gerade Hunde oder Katzen, die sich schon mit leichten Verdauungsstörungen herumplagen, haben hiermit häufig zu kämpfen. Schwerverdaulich sind zum Beispiel stark bindegewebshaltige Nahrungsbestandteile wie Lunge, Euter oder Pansen. Hier muss vom Magen sehr viel Magensäure produziert werden, um die schwerverdaulichen Proteine aufzuschließen. Dieser Vorgang dauert bei solchen Futterkomponenten lange und kann zu einer Belastungsprobe für die Magenschleimhaut werden. Genauso schwer zu verdauen sind zum Beispiel Rinderhautknochen.
Auch ein hoher Fettanteil im Futter kann unter Umständen Schwierigkeiten machen, weil die Magensäureproduktion angekurbelt wird.
Ein weiteres Problem kann die Fütterung von säurehaltigem Obst sein. Oder die häufige Zugabe von verdauungsfördernden Zusätzen, deren Aufgabe es ist, die Magensäureproduktion anzuregen.
Manchmal werden die Magenprobleme auch durch Nahrungsergänzungen verstärkt.
Leider ist es oft aber so, dass wir gar nicht wissen, wodurch die Probleme unseres Hundes ausgelöst werden. Deshalb ist es bei einer Magenschleimhautentzündung wichtig, die Fütterung so zusammenzustellen, dass sie die Verdauung nicht belastet:
• Leichtverdauliche Proteine (hoher Anteil von Muskelfleisch)
• Fettgehalt anpassen
• Säurehaltiges Obst vorübergehend ausschließen
• Eventuelle Zusätze auf magensäureanregende Inhaltsstoffe überprüfen
• Rohes Futter eventuell (vorübergehend) kochen
Wenn du dir nicht sicher bist, hol dir fachkundige Hilfe – am besten von Ernährungsberater*innen, die sich mit Erkrankungen und daran angepasste Fütterungen auskennen. Gerade wenn du Fertigfutter fütterst, ist es oft schwierig, die Inhaltstoffe genau zu durchschauen.
Ein weiterer, sehr häufiger Gastritis-Auslöser, ist dauerhafter Stress. Auch unseren Hunden und Katzen kann Stress auf den Magen schlagen.
Wenn der Organismus unter Stress gerät, werden Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Diese beiden Stresshormone sorgen dafür, dass der Körper in „Alarmbereitschaft“ versetzt wird.
Ein Vorgang, der bei Menschen und Hunden gleich abläuft.
Damit im Organismus genügend Energie für diesen Spannungszustand vorhanden ist, wird sie an anderer Stelle abgezogen. Zum Beispiel bei der Verdauung, die in solchen Stressmomenten ja auch nicht benötigt wird.
Der Magen arbeitet deshalb bei Stress langsamer und der Nahrungsbrei bleibt länger im Magen liegen. Es gibt also wieder Magensäure, die nicht wirklich gebraucht wird. Wenn das ein Dauerzustand ist, kann die Magenschleimhaut dadurch sehr geschädigt werden.
Wann entsteht Stress? Das ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Aber vielleicht erkennst du bei der folgenden Auflistung einen oder mehrere Punkte, bei denen dein Hund oder deine Katze mit Magenproblemen reagiert:
• Wenn dein Hund in seinem Rudel immer um seine Position kämpfen muss. Das gilt nicht nur für Hunde oder Katzen, die ihre Chefstellung behaupten müssen. Sondern auch für die, die an unterster Stelle in der Rangordnung stehen und damit ein Problem haben.
• Wenn dein Hund im Hundesport ständig Leistung bringen will und sich nur schwer zurücknehmen kann. Auch Spaß kann Stress auslösen.
• Wenn dein Hund oder deine Katze häufig allein bleiben muss und darunter sehr leidet.
• Wenn dein Tier aus dem Tierschutz kommt und nur schwer mit den Veränderungen umgehen kann.
• Wenn sich in deiner häuslichen oder familiären Situation Veränderungen ergeben
Der dritte, häufige Auslöser von Magenschleimhauterkrankungen sind Medikamente. Allen voran die Schmerzmittel. Eine kurzzeitige Anwendung bringt normalerweise keine Probleme mit sich. Dauergaben können aber dazu führen, dass die Magenschleimhaut geschädigt wird. Damit das nicht passiert, werden zeitgleich weitere Medikamente als „Magenschutz“ eingesetzt. Aber auch deren Einsatz funktioniert häufig nicht problemlos. Sie verhindern entweder direkt die Bildung der Magensäure oder sie puffern die Wirkung der vorhandenen Magensäure ab. Beides beeinträchtigt die Verdauungsleistung auf Dauer erheblich und zieht damit wieder andere Probleme nach sich.
Wie unterscheidet sich eine akute Gastritis von einer chronischen Gastritis?
Die akute Gastritis tritt sehr plötzlich auf und meistens kann man auch einen Auslöser erkennen. Häufig ist sie auch begleitet von Schmerzen. Die chronische Gastritis zeigt sich in den meisten Fällen durch immer wiederkehrendes Erbrechen und Appetitlosigkeit bis hin zur Gewichtsabnahme. Zwischen diesen Phasen gibt es aber auch unauffällige Zeiten, in denen die Erkrankung nicht wirklich sichtbar ist. Das macht das Einschätzen so schwierig. Andauernder Stress ist häufig die Eintrittskarte in eine chronische Gastritis. Gerade weil es uns oft schwerfällt, Stress bei unseren Hunden zu erkennen. Und selbst wenn wir die Ursache im Stress vermuten, kann man Stress oft nicht einfach abstellen.
Deutlich leichter ist es, wenn die Fütterung geändert werden muss. Bei Katzen ist das zwar eine sehr heikle Angelegenheit, aber auch da gibt es Mittel und Wege, um zum Ziel zu kommen.
Kurzfristige Hilfe bringen zum Beispiel Ulmenrindenpulver (Slippery elm bark) oder Heilerde, die die angegriffene Magenschleimhaut schützen.
Gleichzeitig sollte trotzdem nach der Ursache gesucht werden, denn eine Gastritis kann auch die Folge einer Erkrankung sein. Sowohl eine entzündete Bauchspeicheldrüse als auch eine Lebererkrankung kann den Magen in Mitleidenschaft ziehen. Auch der berühmt-berüchtigte Helicobacter kann eine Magenschleimhautentzündung verursachen. Um diese Erkrankungen sicher zu diagnostizieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Angefangen beim klassischen Blutbild über die Kotuntersuchung bis hin zum Darmflorascreen. Welche Untersuchungen notwendig und sinnvoll sind, muss im Einzelfall entschieden werden.
Fazit
Eine Magenschleimhautentzündung kann akut und einmalig auftreten, aber auch einen immer wiederkehrenden, chronischen Verlauf haben. Wichtig ist in beiden Fällen, das Erkennen und Abstellen der auslösenden Faktoren.
Auch wenn sich die Auslöser nicht ohne weiteres beeinflussen lassen, versuche trotzdem alles, was in deiner Hand liegt, so weit wie möglich zu optimieren. Denn je mehr auslösende Faktoren zusammenkommen, umso schlimmer ist es für deinen Hund/deine Katze.
Selbst wenn du zum Beispiel bestimmte Stressfaktoren nicht abstellen kannst, wirst du den Gesundheitszustand deines Tieres durch eine angepasste Fütterung trotzdem deutlich verbessern und stabilisieren. Vielleicht hilft es dir auch, wenn du eine Zeit lang ein Futtertagebuch führst. Notiere dir täglich, was dein Hund zu fressen bekommt (Futter und Leckerli) und wie und wann er Anzeichen einer Gastritis zeigt. Wenn du vermutest, dass Stress auch eine Rolle spielt, dann versuche auch eventuelle Stressmomente festzuhalten. So eine Aufzeichnung ist eine große Hilfe sowohl bei der Suche nach den Auslösern als auch bei der Zusammenstellung von verträglichen Futterkomponenten.
Ein Artikel von Maike Sauerstein, Tierheilpraktikerin
Jahrgang 1965
Seit 2012 selbständig als Tierheilpraktikerin Schwerpunkte:
Homöopathie, Akupunktur,
Ernährungsberatung für Hunde und Katzen
Ich lebe seit 14 Jahren mit meiner Familie in der schönen Nordpfalz, auf einem alten Drei-Seit-Hof. Mit uns leben hier unserer Schwedischen Blumenhühner, zwei Gänse, zwei Laufententen und eine alte Katzendame