Sodbrennen beim Hund, gibt es das tatsächlich?
Zuallererst die Antwort. Ja, das gibt es sogar häufig. Viele Hunde leiden unter Sodbrennen.
Im Gegensatz zur Anatomie von uns Menschen, dockt die Speiseröhre beim Hund fast waagerecht an den Magen an. Das macht es für die Magensäure direkt viel einfacher, in die Speiseröhre zu gelangen.
Um das besser zu verstehen, gibt es hier einen kleinen Einblick in den Verdauungsapparat des Hundes. Im Grunde genommen ist es eine lange Röhre, die einmal durch den ganzen Hund geht. Das Futter wird übers Maul aufgenommen und wandert durch die komplette Röhre, um dann hinten als Häufchen wieder raus zu kommen. Auf diesem Weg werden dem Futter an verschiedenen Stationen Nährstoffe und Flüssigkeit entzogen. Der nicht benötigte Rest wird dann am Ende rausgeschmissen.
Den Anfang macht der Magen. Hier wird der Nahrungsbrei mit dem sauren Magensaft vermischt und die Protein-Verdauung beginnt.
Das Problem mit dem Sodbrennen entsteht dabei schon ziemlich weit vorne, nämlich am Übergang von der Speiseröhre in den Magen. Wenn die Klappe am Eingang des Magens nicht richtig schließt, dann kann ein Teil des Nahrungsbreis vom Magen in die Speiseröhre zurücklaufen. Die Magenwand ist gegen den hohen Säuregehalt geschützt, die Speiseröhre aber nicht.
Es ist aber genauso möglich, dass sich im Magen zu wenig Magensäure befindet, zum Beispiel durch den ständigen Einsatz von Magensäureblockern. Dann kann das Futter nur schwer verdaut werden, bleibt unter Umständen lange im Magen liegen und fängt an zu gären. Das verursacht „Aufstoßen“ und häufig auch Sodbrennen, weil mit der Luft auch Nahrungsbrei und Magensäure in die Speiseröhre kommen.
Die Folge von diesem Reflux (Rückfluss) ist ein äußerst schmerzhaftes Brennen in der Speiseröhre.
Das erste Anzeichen hierfür ist in den meisten Fällen häufiges Schmatzen. Vielen Hundebesitzern fällt es besonders nachts auf, wenn alles ruhig ist.
Viele Hunde versuchen diesen Schmerz los zu werden, in dem sie Gras fressen.
Damit haben wir auch schon die beiden häufigsten Anzeichen, bzw. die, die am ehesten auffallen:
➢ Schmatzen
➢ Gras fressen
Weitere Anzeichen, die auf Sodbrennen hindeuten können, sind:
➢ Leer schlucken
➢ Aufstoßen
➢ Starke Unruhe
➢ Würgen
➢ Erbrechen von Schleim
➢ Auffällig starkes Lecken an sich oder an der Umgebung (z.B. Körbchen, Fußboden)
Was ist nun die Ursache von Sodbrennen? Wie kann man dem Hund helfen und das schmerzhafte Problem abstellen?
Es gibt tatsächlich einige Ursachen, sie Sodbrennen auslösen können.
Besonders häufig führen aber Stress, „falsche“ Fütterung oder die Dauergabe von Medikamenten zu Sodbrennen.
Stress schlägt auf den Magen, das ist nicht nur bei Menschen so. Aber wie kann Stress Sodbrennen auslösen?
Wenn der Organismus unter Stress gerät, werden Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Diese Stresshormone sorgen dafür, dass der Körper in „Alarmbereitschaft“ ist. Das ist bei Mensch und Hund gleich. Damit genügend Energie für diesen Spannungszustand vorhanden ist, wird sie an anderer Stelle abgezogen. Zum Beispiel bei der Verdauung, die in einem solchen Zustand ja auch nicht benötigt wird. Wer hat schon Zeit, im Angesicht einer drohenden Gefahr erstmal was zu essen. Der Magen arbeitet deshalb bei Stress langsamer und der Nahrungsbrei bleibt länger im Magen. Wenn jetzt der Schließmuskel zur Speiseröhre auch nicht richtig arbeitet, dann hat das anverdaute Futter viel Zeit, zurück in die Speiseröhre zu laufen.
Stress hat ein Hund nicht nur, wenn er an der Leine ist und 50 Metern Entfernung steht ein Reh. Stressig ist es auch, wenn er den ganzen Tag alleine ist und nicht sicher weiß, ob Frauchen oder Herrchen auch wirklich zurückkommen. Stress ist auch, wenn es in einem Hunderudel unentspannt ist, zum Beispiel weil ein Hund ständig um seine Position fürchten muss.
Die Stress-Toleranz ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Aber als Besitzer eines Sodbrennen-Kandidatens sollte man alle möglichen Szenarien mal durchgehen, um der eventuellen Ursache auf die Spur zu kommen.
Nicht nur Stress, sondern auch eine unausgewogene Fütterung kann Sodbrennen hervorrufen. Bei manchen Hunden reicht es schon, wenn das Futter aus dem Kühlschrank kommt und zu kalt ist.
Oft ist aber die mangelhafte Verdaulichkeit des Futters die Ursache. Viele Futterbestandteile unseres Hundefutters sind für den Hund schwer verdaulich und der Nahrungsbrei bleibt deshalb lange im Magen. Der Magen wird dadurch stark gefüllt und es kann leicht passieren, dass ein Teil der Masse samt Magensäure in die Speiseröhre gedrückt wird.
Im Gegensatz zum Stress ist das Futter als Auslöser relativ leicht zu beeinflussen. Eine Überprüfung der gefütterten Ration durch eine/n Tier-ErnährungsberaterIn und eine anschließende Anpassung kann hier wahrscheinlich schnell Abhilfe schaffen.
Natürlich gibt es auch organische Erkrankungen, die Sodbrennen mit sich bringen können. Wenn man sich also sicher ist, dass weder Stress noch falsches Futter der Auslöser sein können, dann ist ein Gang zum Tierarzt von Nöten, um eine eventuelle organische Ursache abzuklären.
Wie kann man dem Hund nun helfen, wenn er Sodbrennen hat?
➢ Viele Hunde versuchen sich selbst zu helfen, in dem sie ganz viel Gras fressen. Lassen sie sie das auch tun, denn das nimmt den Säureschmerz. Allerdings rechnen Sie damit, dass es nach einer Weile wieder hochgewürgt wird. Auch das muss sein, denn dadurch kommt ein Teil des Futterbreis und der Magensäure wieder raus und schafft so Erleichterung.
➢ Manchmal hilft ein Stück trockenes Brot um den Magen zu beruhigen und einen Teil der Magensäure zu binden.
➢ Auch Jogurt kann kurzfristig helfen. Oder Hüttenkäse.
➢ Ulmenrinde (Slippery elm) wird in Wasser angerührt und quillt auf. Sie legt sich wie ein Schutzfilm auf die Schleimhäute von Speiseröhre und Magen. Das lindert die Beschwerden deutlich. Allerdings verhindert sie auch teilweise die Nährstoffaufnahme und eignet sich deshalb nicht zur dauerhaften Fütterung.
Auch die Wirkung von tierärztlich verordneten Medikamenten kann durch Ulmenrinde verringert werden. Das lässt sich aber durch einen zeitlichen Abstand von Medikamentengabe und Ulmenrinde verhindern.
Welche Medikamente kann man gegen Sodbrennen einsetzen?
In der Veterinärmedizin gibt es drei unterschiedliche Säurehemmer:
Die stärkste Unterdrückung bringt die Gabe von sogenannten „Protonenpumpenhemmer“. Sie drosseln die Bildung von Magensäure und fungieren als Magenschutz. (z.B. Omeprazol). Da sie eine relativ lange Wirkdauer haben, werden sie bei Hunden gerne eingesetzt.
Auf ähnliche Art und Weise funktionieren „Histamin-H2-Rezeptor-Blocker“. Auch sie reduzieren schon im Vorfeld die Bildung der Magensäure. Wirken allerdings nicht solange und auch nicht so schnell wie die Protonenpumpenhemmer. (z.B. Ranitidin)
Die letzte Gruppe der Säureblocker sind die „Antazida“. Sie werden eingesetzt, wenn das Sodbrennen nur selten auftritt und wirken direkt im Magen, in dem sie die Magensäure neutralisieren. Ihre Wirkung setzt schnell ein aber hält nicht lange an. Zu den Antazida gehören z.B. Maaloxan oder Riopan.
In manchen Fällen kommt es bei dem Einsatz von Antazida zu einer vermehrten Magensäureproduktion, da der Magen den plötzlichen Abfall des Säuregehaltes ausgleichen möchte.
Alle diese Säureblocker habe gemeinsam, dass man sie dem Hund nicht über einen längeren Zeitraum geben darf. Darin sind sich auch alle einig. Über die Nebenwirkungen allerdings nicht. Auch wenn sie als gut verträglich angepriesen werden, bekommen sehr viele Hunde Magenprobleme, häufig schon nach kurzer Anwendung.
Logischerweise wird mit der Reduzierung der Magensäure auch die Verdauungsleistung des Magen runtergefahren. Das betrifft besonders die Proteinverdauung. Auch das ist ganz wesentlicher Grund, solche Mittel nur im Notfall und so kurz wie möglich einzusetzen.
Diese Einschränkung gilt auch für Ulmenrinde und Heilerde. Sie haben zwar keine schädlichen Nebenwirkungen , reduzieren aber die Nährstoffaufnahme. Deshalb sind auch sie nur Mittel zum Zweck. Sie lassen sich sinnvoll einsetzen, um dem geplagten Hund schnell zu helfen.
Zeitgleich muss aber die Ursache gefunden und abgestellt werden! Nur so kann man verhindern, dass sich das Problem ständig verschlimmert bis hin zu Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren.
Ein Artikel von Maike Sauerstein, Tierheilpraktikerin, www.tierheilpraxis-sauerstein.de