Übergewicht bei Hunden - tiernaturgesund

Mein Hund…zu dick?

Das kann überhaupt nicht sein. Er fühlt sich doch ganz wohl so.

Es gibt Schätzungen, dass die Hälfte aller Hunde in Deutschland zu dick ist. Ob das wirklich
stimmt, kann ich nicht beurteilen. Aber es sind sehr viele. Mir begegnen ständig Hunde, die
erkennbar moppelig sind. Lauter kleine und große Pummelchen.

Warum ist das überhaupt einen Artikel wert? Können wir es nicht einfach, wie bei uns Menschen, als Wohlfühlgewicht bezeichnen? Die Antwort ist ganz klar: Nein. Bei einem Hund ist nur das Idealgewicht ein Gewicht, mit dem er sich wohlfühlt. Alles, was ein Hund zu viel auf den Rippen hat, schränkt ihn ein und führt mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann zu Erkrankungen. Ich sage das so deutlich, weil ein Hund keine Alternativen hat, außer der medikamentösen Behandlung der Übergewichtsfolgen. Welche Möglichkeiten hat ein Hund, dem die Gelenke schmerzen oder dessen Herz unter dem Übergewicht leidet? Lesen, Stricken, Netflix schauen…das kann er alles nicht. Aber ein richtiges Hundeleben kann er so auch nicht führen.

Wodurch werden Hunde dick?

Natürlich gibt es Erkrankungen, in deren Folge Hunde an Gewicht zunehmen. Aber in den meisten Fällen liegt die Ursache in einer unangepassten Fütterung und/oder Bewegungsmangel. Auch eine Kastration führt bei vielen Hunden zu einer deutlichen Gewichtszunahme. Aber weder die Kastration noch der, vielleicht krankheitsbedingte Bewegungsmangel, sind der tatsächliche Grund für einen übergewichtigen Hund. Denn auch in diesen Fällen muss die Fütterung an die gegebene Situation angepasst werden.

Wenn uns das gelingt, ersparen wir unserem Hund Erkrankungen, die durch dauerhaftes Übergewicht entstehen können.

Falsche oder nicht bedarfsgerechte Fütterung

Was versteht man darunter? Für mich ist das eine Fütterung, die deutlich am Bedarf des Hundes vorbei geht. In diesem Fall also um die Überversorgung mit Fett oder Kohlenhydraten. Beides sind Energielieferanten, die der Hund braucht. Aber eben bedarfsgerecht.

Da wird es schon schwierig. Wie soll man den Bedarf seines Hundes einschätzen? Dafür gibt es natürlich Anhaltspunkte: Ein großer Hund braucht mehr als ein kleiner Hund. Und ein sehr aktiver Hund mit einem großen Bewegungsdrang hat einen höheren Bedarf als ein gleich großer Hund, der eher gemütlich unterwegs ist. Zumindest um die Gewichts- und Größenunterschiede mit einzubeziehen, finden wir bei den Fertigfutter -Fütterungsempfehlungen immer eine Spanne, von… bis…. Das macht es aber nicht wirklich leichter. Wo soll ich meinen Hund einordnen? Hundehalter*innen müssen also ausprobieren, mit welcher Menge ihr Hund sein Gewicht halten kann. Leider stimmen diese Angaben auch nicht immer, aber das ist ein anderes Thema.

Im Normalfall kann man aber sagen, wenn man sich an diese Empfehlungen hält, sollte das mit dem Gewicht klappen. Geht es trotzdem in die falsche Richtung und baut sich langsam ein kleines Polster auf, dann liegt es vielleicht an den vielen Zwischendurch- Häppchen.

Leckerlis und Leberwurstbrötchen

Hier versteckt sich ein großes Potential, das schlanke Hunde zu Pummelchen macht. Fast alle Hundebesitzer*innen haben Leckerlis in der Tasche, um sie als Belohnung einzusetzen. Leckerchen sind immer eine gute Unterstützung im täglichen Training. Dabei darf man aber nicht übersehen, dass 100g Leckerlis ungefähr genauso viel Kalorien haben, wie 100g Trockenfutter. Das gilt auch für die beliebten Rinderhautknochen und Schweineohren. Die meisten Hunde mögen diese Kauartikel, trotzdem sind es wahre Kalorienbomben, die man von der normalen Futtermenge abziehen muss. Ein Hund, der jeden Tag eine Handvoll Leckerlis oder einen Kauknochen bekommt, braucht definitiv weniger Futter. Ansonsten wird er schnell zu dick.

Und auch wer seinem Vierbeiner jeden Morgen ein Leberwurstbrötchen gönnt, muss dieses von der normalen Fütterung abziehen. Auch wenn es einem leid tut und der Hund mit großer  Theatralik zeigt, dass er sich ungerecht behandelt fühlt. Wir tun unseren Hunden keinen Gefallen, wenn wir ein schlechtes Gewissen haben und nachgeben. Wir sind die, die entscheiden, was unsere Hunde fressen. Deshalb sind wir auch dafür verantwortlich, wenn sie zu dick sind.

Übergewicht bei Hunden

mangelnde Bewegung

Die fehlende Bewegung ist ein ganz wichtiger Punkt bei dem Thema Übergewicht. Hunde  müssen sich bewegen. Ein Hund, der zweimal am Tag für 15 Minuten vor die Tür kommt, weil niemand Zeit für ihn hat, bewegt sich nicht genug. Bei einer normalen Fütterung wird dieser Hund dann mit Sicherheit irgendwann rundlich. In so einem Fall gibt es keine Alternative. Hier geht der Weg zum normalen Gewicht nur über ausreichende Bewegung.

Bei Hunden, die sich aufgrund ihres Alters nur noch mäßig bewegen und keine langen Spaziergänge mehr mögen, ist das natürlich etwas anderes. Hier kommen wir dann wieder zur bedarfsgerechten Fütterung. Wenn sich der Bedarf ändert, muss die Fütterung angepasst werden. Aber das gilt tatsächlich nur für alte und kranke Hunde. Alle anderen möchten sich bewegen und ein normales Hundeleben führen.

Übergewicht als Folge der Kastration

Die Kastration ist im Zusammenhang mit Übergewicht ein häufiges Thema, das aber letzten Endes auch wieder zur Bedarfsanpassung führt. Durch die Kastration ändert sich die hormonelle Situation des Hundes und der Energiebedarf sinkt. Hier muss der Energiegehalt des Futters angepasst werden, aber nicht die Futtermenge.

Welche Folgen kann Übergewicht für meinen Pummelhund haben?

Dauerhaftes Übergewicht hat bei Hunden ähnliche Folgen wie bei Menschen und führt zu den gleichen Wohlstandserkrankungen.

  • Das Risiko, an Diabetes zu erkranken steigt deutlich
  • Stoffwechselstörungen entstehen
  • Organe werden durch Fettgewebe eingeengt
  • Es entstehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Überbelastete Gelenke bereiten Schmerzen und entzünden sich
  • Übergewichtige Hunde haben eine geringere Lebenserwartung
  • Bei benötigten Operationen kann es zu Problemen mit der Narkose kommen
  • Das Immunsystem wird schlechter
  • Das Risiko, an einem Tumor zu erkranken, steigt.

Woran erkenne ich, ob mein Hund zu dick ist?

Ein Hund sollte eine leicht sichtbare Taille haben, aber keinen richtigen Knick hinter den Rippen, dann ist er zu dünn. Wenn du von oben auf deinen Hund schaust und er geht von vorne bis hinten gerade durch, dann ist er zu dick.

Die Rippen sollen sich leicht ertasten lassen. Musst du lange suchen und ordentlich drücken, bis du eine Rippe unter den Fingern hast, dann hat dien Hund zuviel auf den Rippen.

Was kann ich tun, wenn ich sicher bin, dass mein Hund etwas pummelig ist?

Du kannst einiges tun, aber bitte nicht direkt das Futter reduzieren. Als erstes sollte ausgeschlossen werden, dass es sich um eine krankhafte Ursache handelt. Wenn du dir diesbezüglich nicht sicher bist, stell deinen Hund zunächst bei deiner/deinem Tierarzt*in oder Tierheilpraktiker*in vor. Wenn sicher ist, dass das Übergewicht mit der Fütterung zusammenhängt, empfehle ich für eine Woche ein Futtertagebuch zu führen. In dieser Woche wird sehr akribisch und ehrlich, alles aufgeschrieben, was der Hund frisst. Auch die Leckerchen. Um die Tagesmenge der Leckerlis abzuschätzen, kann man einfach morgens mal eine Hand voll Leckerlis abwiegen und schauen, wie weit man  damit kommt. Eine andere Möglichkeit ist das Abwiegen der Verpackung am Anfang und am Ende der Woche. Das verschafft schon mal einen guten Überblick.

Wer jetzt schon weiß, dass die Leckerlis zu viel sind, kann sie zum Beispiel durch Gemüsewürfel ersetzen. Die meisten Hunde fressen gerne kleine Gurken- oder Apfelstückchen. Vielleicht kann man auch manchmal ganz auf Leckerlis verzichten und stattdessen mit einem kurzen Wurf-Spiel oder ähnlichem belohnen.

Jetzt nochmal zum Futter. Beim Anpassen des Futters muss u.a. geschaut werden, ob der Energiegehalt des Futters zum Bedarf des Hundes passt. Vielleicht ist hier, gerade beim Fertigfutter, ein Wechsel angebracht.

Nicht die Futtermenge, sondern den Energiegehalt verändern.

Wenn wir einfach nur weniger Menge füttern, bekommt der Hund seinen Magen nicht voll und wird immer betteln und/oder überall nach Fressbarem suchen. Außerdem sind die Nährstoffe im Fertigfutter so berechnet, dass sie nur dann ausreichen, wenn der Hund die empfohlene Futtermenge frisst. Eine dauerhafte Reduzierung der Futterration bringt deshalb auch einen dauerhaften Nährstoffmangel mit sich. Das führt dann wiederum zu neuen Baustellen.

Bei Hunden, die roh gefüttert werden, ist es wichtig, die Zusammensetzung der Fütterung zu überprüfen. Manche Fleischsorten haben einen sehr hohen Fettgehalt. Und je nachdem in welcher Menge sie in der Ration enthalten sind, können sie das Gewicht sehr beeinflussen.

Für Hunde, die sich aus Krankheitsgründen oder wegen ihres Alters nicht mehr gut bewegen können, muss der Energiegehalt des Futters angepasst werden, nicht die Futtermenge. Das lässt sich zum Beispiel erreichen, indem man einen Teil des Futters durch rohes oder gegartes Gemüse ersetzt. Aber auch hier ist es wichtig, dass die ausreichende Nährstoffversorgung erhalten bleibt. In solchen Fällen hilft dann oft ein entsprechender Futterzusatz, um einem Mangel vorzubeugen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das genaue Abwiegen der Ration. Denn auch wenn man sich jeden Tag nur ein wenig mit der Menge verschätzt, führt das auf Dauer unweigerlich zu einem Pummelchen. Und schon 10% zu viel auf der Waage reichen aus, um zu den oben angesprochenen Folgen zu führen. Wöchentlich wiegen zeigt, ob die Reise in die richtige Richtung geht. Einmal pro Woche auf die Waage reicht völlig aus. Tägliches Wiegen verunsichert nur. Wenn der Hund zu schwer ist, um ihn auf die Waage zu heben, dann der Gang zum Tierarzt*in oder Ernährungsberater* in. Die haben mit Sicherheit eine Hundewaage. Die Abnahmen sollten langsam erfolgen, ca. 1,5% vom Körpergewicht pro Woche. Also keine Radikalkur.

Zusammenfassend lässt sich sagen, in den meisten Fällen ist das Übergewicht bei Hunden auf die Fütterung zurückzuführen. Bevor der Hund „auf Diät“ gesetzt wird, sollte immer eine Rationsüberprüfung durchgeführt werden. Dabei hilft ein „ehrlich geführtes“ Futtertagebuch (Der Zeitraum von einer Woche ist hierfür ausreichend.) Nur so kann man erkennen, ob es tatsächlich an der Fütterung oder an einer hormonellen Erkrankung liegt.

Wenn der Hund trotz aller Bemühungen sein Übergewicht nicht loswird, es ist sinnvoll, sich Hilfe bei einer/einem Ernährungsberater* in für Hunde zu suchen. Manchmal ist es einfach wichtig, dass jemand die Fütterung genau überprüft und bei der Anpassung hilft. Das ist besonders dann wichtig, wenn das Übergewicht bei 20% oder mehr liegt.

Und nicht vergessen, nur mit ihrem Idealgewicht fühlen sich Hunde wirklich wohl.

Ein Artikel von Maike Sauerstein, Tierheilpraktierin

Maike Sauerstein

Maike Sauerstein

Seit 2012 als Tierheilpraktikerin in der Nordpfalz. Zunächst mit den Behandlungsschwer-punkten Homöopathie und Akupunktur. Weil die Zusammenhänge zwischen Erkrankung und Fütterung immer stärker in den Mittelpunkt meiner Arbeit gerückt sind, habe ich mich zusätzlich zur Ernährungsberaterin für Hunde ausbilden lassen. Diese Kombination von Tierheilpraxis und Ernährungsberatung ist eine große Bereicherung für meine Arbeit und hilft mir jeden Tag aufs Neue beim Erkennen von Zusammenhängen..

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